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Titel: Theorien des Abfalls · von Paolo Bianchi · S. 56 - 57
Titel: Theorien des Abfalls , 2003

SHORT CUTS 6: MARION STRUNK
ARSENALE DER ERINNERUNG

Vom Anfang bis zum Ende ist ein sublimer Faden ins Bild geflochten, der zur Metapher für Verbindung und Verknüpfung, für Gesticktes und Verstricktes, für Aufgenommenes und Weitergeführtes wird. Die Sehbewegung zwischen Faktischem und Fiktiven pendelt entlang dieses dünnen Fadens, der das Bild als Inszenierung darstellt. Eine leuchtende Aufschrift «BAR» verwandelt die Betonruine in einen Ort des Begehrens: Der wertlose Baukörper bekommt ein Gesicht, eine Aura, eine Atmosphäre. Wir riechen den Kaffee. Schmecken den Rum auf der Zunge. Grüssen den DJ. Tratschen. Blättern in der Zeitung. Drei Buchstaben verwandeln den Ausdruck, um gleichzeitig eine erweiterte Wahrnehmung herzustellen. Eine Lost Area wird zum leuchtenden Lebensort.

Im «Venedig»-Bild von Marion Strunk (Zürich) blicken die Betrachter in einen Speicher, in ein Lager und Depot. Ein Kulturraum wird, vermittelt über den Faden, als Kunstraum dargestellt. Der Linearität von Kultur – Konsum – Abfall – Mülldeponie/Museum wird ein non-lineares Verfahren gegenübergestellt: Kultur – Konsum – Ressource – Magazin/Speicher/Archiv. Ein Arsenal mutiert vom Endlager zum Zwischenlager und das Vergangene wird im Jetzt präsent: als Erinnerung. Und als Wiederholung, worauf die Anlage des Triptychons verweist. In der Verbindung von Sticken und Fotografie erscheint das Arsenal als alter Ort, der durch den Faden zum Ort der Erfindung neuer Bilder wird. Der Abstellplatz für Altlasten entpuppt sich als kreativer Umschlagplatz, als Transformatorenstation des Vorgefundenen und als Aneignung von Vorhandenem für neue Kontexte. Die Vorlage ist ein vorgefundener Raum auf dem Gelände der Biennale. Als Archäologin der Jetztzeit verwandelt Marion Strunk Relikte zu Reliquien des…


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