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Magazin: Publikationen · S. 378
Magazin: Publikationen , 1987

Stephan Schmidt-Wulffen
Sie leben hoch!

Um der Wahrheit die Ehre zu geben: »Büro Berlin« war für mich bis vor kurzem ein Name für eine der vielen Künstlerinitiativen Berlins. Pitz und Kummer, klar, spannend. Aber »Büro Berlin«? – Welche Erleichterung folglich, als die Post eines Tages ein 170-Seiten-Buch, Hardcover, ‘mit zahlreichen teilweise farbigen Abbildungen’ bringt. Titel »Büro Berlin«.

Der ersten Forderung an ein derartiges Opus werden die Autoren (Kummer, Pitz, Rahmann) ohne falsche Scham gerecht, dem nach Information. Ein »Chronologie« genanntes Kapitel führt durchaus beispielhaft vor, wie man das macht: Fotos, Abbildungen und Auszüge von Dokumenten, schließlich genaue Datierungen setzen das Patchwork der Ereignisse optisch um und suggerieren selbst noch dem Leser das Abenteuer des Entdeckens. Schon hier deutet sich an, was für das gesamte Buch gilt. Die Autoren verraten eine feine Ader für verschiedene Textsorten und ihre Beziehungen zueinander. Die Chronologie enthält sich jeglicher Erklärung, jeglichen Kommentars. Sie ist bloße Spurensicherung. Erklärung liefern zwei Gastautoren, Wolfgang Siano und Uwe M. Schneede.

Letzterer läßt die wichtigsten Aktionen des Büros noch einmal Revue passieren und markiert kunsthistorische Positionen. Da kommen die Unterschiede zu Land-und Concept Art zur Sprache, wird die Organisationsform des Büros durchleuchtet und Charakteristisches beim Namen genannt: Reflexion auf die Verfahren, Kontextualisierung, der temporäre Charakter aller Formulierungen. Ein Text, der wie ein Scharnier zwischen Bildteil und Chronologie arbeitet. Sianos Literatur dagegen ist nicht so ganz funktionstüchtig, weil allzu begriffsgewaltig. Mir persönlich behagen Texte auch wenig, deren erste Hälfte mich ins Wartezimmer einer Einleitung sperrt.

Am meisten von der Arbeit des Büros und seinen Prinzipien…


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