Jolanda Drexler
Skulpturales Handeln
Haus der Kunst, München, 11.11.2011 – 26.2.2012
Der im eigentlichen Wortsinn paradox angelegte Titel der Ausstellung zielt haarscharf auf die Programmatik. Zum einen knüpfen damit die beiden Kuratorinnen des Hauses Patrizia Dander und Julienne Lorz an den radikal erweiterten Skulpturbegriff der Minimalisten seit den 1960er Jahren an. Zum anderen spiegelt sich darin sinnfällig das auf den Entstehungsprozess fokussierte Auswahlkriterium der Kuratorinnen wieder. Dass Skulptur, die sich heute „per definitionem durch radikale Heterogenität“ auszeichne, „ein fruchtbares Feld für kritische Analysen bleibt“, bekräftigt der offenbar auf theoretische Fundierung großen Wert legende neue Direktor des Haus der Kunst Okwui Enwezor mit Verweis auf die intensive Fachdiskussion der letzten beiden Jahrzehnte. Aber schon vor den Minimalisten habe Marcel Duchamps mit der „Erfindung des Readymade die Skulptur der Moderne radikal abgeschafft“. „Diese Transformation des Status der modernen Plastik ist der skulpturale Akt par excellence, denn indem er die Beziehung zwischen Form und Autor infrage stellte, öffnete Duchamps der Destrukturierung Tür und Tor; sie stieß nicht nur die Skulptur von ihrem Sockel als Monument … .“ Vor allem auch „die Bedingungen der Skulptur begannen eine zunehmend theoretische Rolle bei der Konzeption ihrer Produktion zu spielen.“ Die Minimalisten distanzierten sich zunehmend vom Konzept der autonomen Skulptur. So lieferte 1961 Robert Morris seine prozessorientierte Erkundung „Box with the Sound of its Own Making“, während Donald Judd ab 1965 seine quasi industriellen „Specific Objects“ entwarf. 1967/68 legte schließlich Richard Serra seine „Verb List Compilation. Actions to Relate to Oneself, Material, Place and Process“ vor, die…