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Ausstellungen: Köln · von Norbert Messler · S. 373 - 373
Ausstellungen: Köln , 1992

Norbert Messler
The Sexual Self

Greer Lankton, Jeanne Dunning, Aura Rosenberg,

David Kelleran, Pierre Keller, Philip Lorca Dicorcia,

Mark Morrisroe, Nan Goldin, Jimmy Desana

Galerie Tanja Grunert, Köln, 5.10. – 7.11.1992

Programmatisch soll die Ausstellung “The Sexual Self” bei Tanja Grunert die Bereiche Sex und Sexualität im Zeitalter von AIDS umkreisen. Dem Anspruch nach stünde daher ein aktuelles, politisch-korrektes Vorgehen von Kunst, insbesondere der Photographie, zu erwarten. Wenngleich die tödliche Immunschwäche auf den ersten Blick nicht der direkte Gegenstand der Erfahrung und der Erkenntnis dieser Ausstellung ist, so scheint sie, allerdings recht weitläufig, mitzuschwingen: in den Darstellungen des menschlichen Körpers, des Sprechens über Sex und Sexualität. Kunst im Zeitalter von AIDS, das scheint mitunter die Botschaft dieser Ausstellung zu sein, soll einem sozialen Zwang unterworfen sein, befindet sie sich doch in einer nur ungenau auslotbaren Grenzsituation zwischen dem Privaten und dem öffentlichen Interesse.

“The Sexual Self”, ein stellenloser Begriff im Zeitalter von AIDS? Hoffentlich nicht. Das, was die unterschiedlichen Arbeiten in dieser Ausstellung vermitteln, ist in erster Linie etwas, was man mit Roland Barthes’ “Fragmente einer Sprache der Liebe” (1977; 1984) auf folgenden knappen Nenner bringen könnte: Von Abhängigkeit bis Zugrundegehen über Alleinsein, Anmache, Habenwollen, Körper, Obszönität bis Zärtlichkeit und Zuneigung reichen die Begriffe, die dem “Sexual Self” zuzuordnen sind.

Allesamt sind sie Begriffe, die sowohl mit als auch ohne AIDS-Infektion im “Sexual Self” beheimatet sind, und das seit ewigen Zeiten.

AIDS aber scheint zumindest in einigen der ausgestellten Arbeiten eine Art Chiffre für die erhöhte Bedrohung des “Sexual Self” aufgrund bestimmter pathogenetischer und sozialer Mechanismen zu sein,…


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