Annelie Pohlen
Thomas Hirschhorn
»ANSCHOOL«
Bonnefantenmuseum, 24.4. -11.9.2005
Kunst ist ein Werkzeug um die Welt zu verstehen”, lautet ein Statement von Thomas Hirschhorn. Auf dem Parcours durch seine bislang größte Ausstellung kann man reichlich Texten des 1953 in Bern geborenen, in Paris lebenden Künstlers einsammeln. In jedem der zwischen überbordender Fülle und verstörender Kargheit balancierenden Räume liegen sie stapelweise auf weißem wie unterschiedlich farbigem Kopierpapier ausgedruckt. Ein zusammengeheftetes Konvolut hält Texte, Projekte und Briefe von 1992 bis heute in einer 10.000 Auflage bereit. Das bietet reichlich Stoff für spätere Lektüre. Erst einmal treibt Hirschhorn unter dem beziehungsreich verwirrenden Titel “ANSCHOOL” durch ein anarchisch anmutendes Szenario, dessen intrigierender Verweis auf Schule sich auch durch die vorgesetzte Silbe “An” nicht auflöst.
Man wird von Hirschhorn, der auf der letzten Documenta abseits vom Zentrum in einer Siedlung am Stadtrand mit seinem “Bataille Monument” so viel Aufsehen wie Verwirrung auslöste, kaum erwarten, dass er sich nun ordentlich im Museum einrichtet. Wer sich “ANSCHOOL” aussetzt, verliert im Dickicht suggestiver Bedeutungsverweise und verweigerter Leitfäden ohnehin auf der Stelle die in musealen Aufbereitungen antrainierte Orientierung. “Thomas, hilf mir, ich verstehe diese Skulptur nicht, ich will mich ihr widersetzen, und ich finde sie schön”, schreibt Philippe Vergne 1999 in seinem als Brief getarnten Text “Thomas Hirschhorn, du gehst mir auf die Nerven!” im Kunstmagazin Parkett. Warum sollte der Künstler diese Hilfe auch anbieten, wenn die eigentliche Schönheit schließlich in der Verwirrung der mittels endloser Alufolienstrippen subversiv vernetzten Polit-, Ökonomie- und Kommunikationswirklichkeit besteht.
“ANSCHOOL” ist als Wort eine unmögliche Konstruktion, bestenfalls eine phonetische…