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Titel: Dialog und Infiltration · von Jürgen Raap · S. 165 - 166
Titel: Dialog und Infiltration , 1999

GAIL WIGHT
Vererbungsallegorien

Eine hölzerne Box in Art eines Heimwerkerbaukastens (“Zoo Kit”) enthält in Reagenzgläsern die DNA für Fische, Vögel und Säugetiere: damit ließe sich die Fauna “eines neuen Jahrtausends” schaffen. Was derzeit die Biotechnologie an ethischer Diskussion erfährt, wird hier mit spielerischen Mitteln ironisiert. Die kalifornische Künstlerin Gail Wight geht in ihren “Vererbungsallegorien” von empirischem Material aus, das sie in ihren mixed-media-Installationen einer weitergehenden Interpretation und bisweilen auch einer Poetisierung unterzieht. Sie beschreibt z.B. in fünf Künstlerbüchern Fallstudien aus der Wissenschaftsgeschichte, wie sich z.B. aus Untersuchungen des Nervensystems bei Schlangen Erkenntnisse über Blockaden von Schmerzempfindungen beim Menschen durch Opiate gewinnen lassen (“Neural Primers”, 1995). Hier wurden fünf Spezies aus der Zoologie hinsichtlich ihrer Vergleichbarkeit mit der humangenetischen Entwicklung ausgewählt, doch die Darstellung in diesen Büchern beschränkt sich nicht auf eine rein deskriptive Illustration – Gail Wights künstlerisches Konzept läßt einen quasi-epischen Charakter erkennen.

Auch die Installation “Die Geschichte des Wünschens” (1994) enthält narrative Momente: der Inhalt von Museumsvitrinen erzählt die Geschichte von Grabfunden im Irak mit der erstaunlichen Entdeckung, daß man in der Epoche des Neandertalers bei der Bestattung eines Menschen Blumenschmuck als Grabbeigabe verwendet hat. Die künstlerische Auseinandersetzung damit rekurriert auf Fragen nach den “Implikationen dieser Funde für die kognitive Philosophie und die künstliche Intelligenz”. Das Pascal-Zitat “Der Mensch ist für sich selbst das wundervollste Objekt in der Natur, denn er kann nicht begreifen, was der Körper ist, und noch weniger, was der Geist ist, und am allerwenigsten, wie Körper und Geist eine Einheit bilden sollten” wird von Gail Wight…


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