Where Does Your Heart Belong?
Werke aus der Signum Foundation
Weserburg Museum für moderne Kunst 16.03. – 02.09.2018
von Rainer Unruh
Man hört das Ticken schon, bevor man sieht, woher es stammt. Der Konzeptkünstler Jaroslaw Kozlowski hat für seine Arbeit personal Files II (1997) 550 Wecker aufgebaut, verteilt auf fünf rostige Metallkästen. Durch Gitter fällt der Blick auf runde und eckige, bunte und einfarbige Uhren, die nicht nur die Zeit anzeigen, sondern selbst Zeugnisse der Zeit sind, in der sie entstanden. Heute tickt nichts mehr. Wir leben in der lautlosen Welt digitaler Ziffern: Ausdruck der Illusion einer sich endlos erstreckenden Gegenwart, in der wir jederzeit kaufen, chatten und uns sogar per App verlieben können.
„Where Does Your Heart Belong?“ ist eine Ausstellung mit Werken der polnischen Signum Foundation, die an vielen Punkten die Begrenztheit und Endlichkeit unserer Existenz vor Augen führt. Gleich am Eingang grüßt ein Selbstporträt mit Tod (1910). Das farbenfrohe Ölbild zeigt den Maler Jacek Malczewski in selbstbewusster Haltung mit Weinpokal in der Hand. Um den Tod, ein schöner Jüngling mit Schwert, scheint er sich nicht zu kümmern. 85 Jahre später sieht alles nüchterner aus. Katarzyna Kozyra liegt mit kurz geschorenem Kopf nackt auf einem Krankenhausbett. Hinter ihr steht eine Krankenschwester, die offensichtlich gerade eine Infusion angelegt hat.
Krebs, ist der erste Gedanke, der einem beim Anblick der Farbfotografie durch den Kopf schießt. Kunst, ist der zweite. Kozyra hat fast genau die Pose der Nackten in Edouard Manets Skandalbild Olympia (1865) eingenommen, sie trägt sogar eine Halsschleife,…