Nevin Aladag
Social Fabric
Sammlung Philara 14.04. – 01.07.2018
von Sabine Maria Schmidt
Mit ihrem Music-Room im Athener Konservatorium (Odeion), einer Installation mit Möbeln, Haushaltsgegenständen, Musikinstrumenten und zugehörigen Performances, hatte die in Stuttgart aufgewachsene, in München ausgebildete und in Berlin ansässige Künstlerin Nevin Aladağ (geb. 1972 in Van / Türkei) im babylonischen Stimmengewirr der documenta 14 wohltuende Akzente gesetzt. Räume mit Klängen und Stimmen zu möblieren, auch metaphorisch einen Boden für zukünftige Resonanzkörper zu schaffen, den menschlichen und objekthaften Körper als Urheber von Resonanzen, Widerhall und Resistenzen zu erforschen, Vermittlungs- und Übersetzungsprozesse aufzuführen, das faszinierte ein internationales Publikum. Dass ihre Person und ihr Werk aktuell auf besondere Aufmerksamkeit stößt, mag auch daran liegen, dass es für viele Projektionen, vor allem im Kontext der desolaten politischen Situation in der Türkei, dienen kann. Dabei argumentiert die Künstlerin gerade nicht aus der Position des Verlustes einer kulturellen Identität oder der Migration. Vielmehr stellt sie ästhetisch fundierte, autonome Gegenentwürfe kultureller Ausdrucksmöglichkeiten und Kulturtechniken vor.
Es ist vor allem der materialästhetische Blick und eine skulpturale Herangehensweise, die die verschiedenen Werkserien der Künstlerin kennzeichnet. Das gilt sowohl für ihre Performances als auch für ihre hybriden Objekte und Rauminstallationen. Die Künstlerin löst Alltägliches aus den gewohnten Zusammenhängen und fügt es zu neuen Konstellationen. Ihre Arbeiten überschreiten dabei gerne formale und funktionelle Kategorien, bewegen sich unaufgeregt und ohne theoretische Überfrachtung durch historische, kulturelle und politische Diskurse. Das zeigt pointiert eine Auswahl von Werken, die aktuell unter dem Ausstellungstitel „Social Fabric“ in der privaten Sammlung Philara in Düsseldorf zusammengestellt…