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Serie: Atelierbesuche · von Anneli Botz · S. 220 - 227
Serie: Atelierbesuche , 2018

Atelierbesuche
Eine Serie von Anneli Botz

Das Atelier ist dem Künstler Werkstatt, Wirkungsstätte und kreativer Raum der Entfaltung, aber auch Rückzugsort, Inspirationsquelle und Struktur. In dieser Ausgabe von KUNSTFORUM International gewähren zwei Berliner Künstler Einblick in ihren Ort des Schaffens: Andro Wekua und Claudia Comte.

 

Soziale Plastik in abstrakter Form

Im Atelier von Claudia Comte

Das entfernte Kreischen der Kettensäge empfängt heute den Besucher, der zu Claudia Comtes Atelier im Berliner Norden möchte. Seit einigen Jahren hat die Schweizerin, die ursprünglich aus der Nähe Lausannes stammt, hier ihr Studio. Hinein geht es durch eine niedrige Tür. Von innen sieht das Atelier aus wie ein kleines, spitzgiebeliges Haus, die Wände weiß, mit einer eingezogenen Empore – dort ist das Büro. Durch Fenster im Dach fällt Tageslicht in den hellen Raum. Im unteren Bereich liegen auf Tischen einzelne kleinere Skulpturen zum Polieren aus, ein Seestern aus hellem Holz, eine lange Muschel aus Bronze, ein Kaktus aus Marmor, ein übergroßer, glatter Donut aus Stein, ein Knochen aus Kirschholz – schon hier zeigt sich die Vielfalt der Formensprache der Künstlerin. Ursprünglich gehörten diese Räumlichkeiten einer Firma für Aufzüge, erklärt Claudia Comte, dann wurden sie zum Studio eines Künstlers, der großformatige Malereien für das Theater produzierte. Ob es schwer war, diesen Ort zu finden. „Nein, gar nicht. Das ging relativ schnell, in drei Tagen. Aber ich habe generell viel Glück im Leben, mit Ateliers, Mitarbeitern, das funktioniert irgendwie“. Seit nunmehr sieben Jahren lebt Comte, geb. 1983 in Grancy, in Berlin. Damals verliebte sie sich in die Architektur der Stadt und in ihren Vibe. Tatsächlich verbringt sie hier allerdings höchstens dreißig Prozent ihrer Zeit, ansonsten arbeitet sie viel in der Schweiz, oder reist zu Ausstellungsorten, denn so gut wie alle ihrer aufwändigen Installationen entstehen vor Ort, site-specific, wie man auf Englisch sagt.

Im Atelier bringt ihr ihre Assistentin ein Müsli, mit Beeren und Jogurt, Claudia Comtes Zeit will gut gemanagt sein, mittlerweile arbeitet sie mit einem stetig wachsenden Team zusammen, das ihr so gut es geht den Rücken freihält. Seit zwei, drei Jahren ist ihre Erfolgskurve unaufhörlich nach oben gegangen, es reiht sich eine Show an die nächste, mit internationalen Einzelausstellungen und Beteiligungen, wie etwa einer Performance auf der Biennale in Venedig, oder einem übergroßen selbstkreierten Spielfeld auf der Art Basel in der Schweiz. 2017 widmete ihr das Kunstmuseum in Luzern eine umfassende Übersichtsausstellung, „10 Rooms, 40 Walls, 1059 m²“ – der Name war Programm. Eine Ausstellung, die sich fast…

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