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Ausstellungen: München · von Michael Hauffen · S. 431 - 432
Ausstellungen: München , 2001

Michael Hauffen

Yoshitomo Nara –
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Galerie Michael Zink, München, 9.6. – 21.7.2001

Hat man sich einmal in diesen Gesichtern und Blicken verfangen, dann lassen sie einen so schnell nicht mehr los. Zweifellos spielt bei dieser Attraktion, das “Kindchenschema” eine Rolle. Große offene Augen, kleine Nase, kleiner Mund – das haben diese Portraits mit all den Gesichtern gemein, die unwillkürlich einen Beschützerinstinkt auslösen. Aber damit ist der besondere affektive Wert von Yoshitomo Naras Bildern nicht wirklich erfasst. Vielleicht würde man dem Bann, den sie ausüben, näher kommen, wenn man auf die Theorie des Double-Bind zurückgriffe. Denn auch diese Comic-Portraits zorniger, verzweifelter und verletzlicher Kinder geben Signale für widersprüchliche bzw. ambivalente Gefühle, deren qualvoller Aspekt mit der Vorstellung einer Chance erlösender Befreiung verknüpft ist. Daraus dürfte sich auch der Wunsch nach Wiederholung erklären, der selbst in einer Serie von 50 Motiven, die sich nur wenig unterscheiden, die Spannung aufrecht erhält. Für Nara, den heute 45-Jährigen, scheint diese Obsession sogar sein Leben zu bestimmen. Die Anfänge reichen in eine etwas einsame Kindheit zurück, wo er schon früh auch US-amerikanische Comics entdeckte und sich davon zu eigenen Zeichnungen anregen ließ.

Wichtiger als derlei biografische Details dürfte allerdings sein, wie Nara die Erinnerung an jene kindhafte Intensität, die im Erwachsenenleben normalerweise in genau abgegrenzte Reservate verbannt wird, durch seine Malerei wieder wachruft, bzw. wie er sie in dieser gesteigerten Form überhaupt erst konstruiert. Trotz oder gerade wegen der scheinbaren Unmittelbarkeit kann Naras Malerei als Technologie des Selbst aufgefasst werden, etwa in dem Sinn, in dem…

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