Sabine Schütz
2000 Jahre Atelier-Bilder
Bedeutende Werke der Kunstgeschichte sind Atelierdarstellungen
Das Atelier steht für die Kunst, die Utensilien des Künstlers für den Künstler, der Künstler für den Schaffensprozess, das Produkt für den Künstler, der Künstler für das Atelier. Alle diese Zuweisungen sind dazu angetan, einen Umgang mit den Schwierigkeiten der Kunst zu vermeiden.“
Brian O’Doherty, Atelier und Galerie, Berlin 2011
So bringt es Brian O’Doherty in dem Aufsatz „Studio and Cube“ (2008) auf den Punkt, der dieser Tage auch in deutscher Übersetzung erscheint. Er handelt von der ambivalenten Beziehung zwischen den Orten, an denen Kunst entsteht, und jenen, wo sie ausgestellt wird. Kunstausstellungen kennen wir noch gar nicht so lange, in der heutigen Form erst seit dem 19. Jahrhundert. Das Atelier aber, als Entstehungsort des Kunstwerks und darüber hinaus als kreativer Denkraum schlechthin, gibt es, seit Kunst produziert wird. Je nach der rituellen Bedeutung der Kunst oder der sozialen Stellung des Künstlers hat seine Darstellung durch die Epochen unterschiedlichste Formen angenommen, vom mittelalterlichen Selbstbildnis über die barocke Allegorie bis hin zur ironischen Dekonstruktion des Künstlermythos in der sogenannten Postmoderne.
Zur Blüte kam das Atelierbild zunächst im 17. Jahrhundert, als die Malerwerkstatt auch als Aushängeschild für den Maler als nunmehr selbständigen Unternehmer diente. Eine zweite große Phase brachte das 19. Jahrhundert, als sich neben dem bourgeoisen Malerfürsten der Typus des verarmten, weil unangepassten Außenseiters herausbildete. Im Bewusstsein des lange Zeit und immer noch weitgehend bildungsbürgerlich geprägten Kunstpublikums übte das Atelier – des bürgerlichen ebenso wie des nonkonformistischen Künstlers – stets einen besonderen Zauber aus als…