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Titel: Zeichnen zur Zeit IV · von Reinhard Ermen · S. 278 - 281
Titel: Zeichnen zur Zeit IV , 2011

Reinhard Ermen
Annebarbe Kau

Kästchen, Stangen und immer wieder verbeulte Kreise, die manchmal aussehen wie Tropfen oder Tränen, schraffierte oder fast schon ‚ausgemalte’ Flächen und Räume – das Repertoire der Zeichen ist weitläufig und eng zugleich. Etwas voreilig könnte man von Ornamenten sprechen, doch sind allenfalls Ansätze dazu vorhanden; das liegt am embryonalen, gelegentlich beiläufig erscheinenden Zug in dieser Arbeit. Neben diese seltsam irritierende Anmutung tritt ein durchaus nostalgisches Déjà-vu. Es wird anscheinend aus etwas geschöpft, das schon einmal gewesen, mittlerweile aber ins Unterbewusstsein oder andere verdeckte Fächer eingegangen ist. Frei und unabhängig werden die Bildwelten in die Welt gesetzt. Anders gesagt: Annebarbe Kau ist nicht so leicht einzuordnen, ihre Zeichnungen, zumeist mit farbiger Ölkreide manchmal auch in Tusche, fallen aus dem Raster. Das hier versammelte Assoziationspotential ist beträchtlich, doch greift man nach einem Gedankensplitter, verflüchtigt sich das Ganze. Etüden? Nein! Comics? Nein! Entwürfe? Nein! Tapetenmuster? Nein! Diese Blätter sind in der Regel sehr einfach, im Zweifelsfalle herrscht eine spielerische Grundsätzlichkeit vor. Der aristokratischen Reputation, ja der elitären Ausrichtung des Mediums und ihrer aktuellen Meisterlichkeit begegnen diese Gebilde mit einer selbstverständlichen Unaufgeregtheit. „Die Zeichnung von Annebarbe Kau gehört keinem graphischen Code an.“ Das konstatiert bereits 1993 Christoph Schenker, um von da aus weiterzudenken: „Sie ist, im allgemeinen, nicht Ausdruck, nicht Abbild, nicht Schrift noch Diagramm, Partitur oder Choreographie. Ihre Lesbarkeit bleibt unscharf. Ist sie ein Produkt oder der Anlass für eine Produktion?“

Die Frage nach Produkt oder Anlass setzt voraus, dass Kau sozusagen im ‚Hauptberuf ‚ Videokünstlerin, bzw. Klangplastikerin ist. Die Verhältnisse…


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