Roman Kurzmeyer
Atelier und Galerie
Über Brian O’Doherty als Künstler, Schriftsteller, Kritiker und Autor
Brian O’Doherty ist im deutschen Sprachraum vor allem wegen seines Buches »In der weißen Zelle« bekannt, das die angebliche Neutralität des weißen Galerie- und Museumsraums kritisch diskutiert. O’Doherty hat jedoch auch belletristische Texte verfasst und als bildender Künstler gearbeitet – bis zum Frühling 2008 unter dem Namen Patrick Ireland. Auf Deutsch erscheint in diesen Tagen sein neuestes Buch „Atelier und Galerie“ (siehe Textauszug in diesem Heft).
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Am 20. Mai 2008, einem sonnigen und warmen Frühlingsabend, wird der irische Künstler Patrick Ireland im Beisein seiner Familie und zahlreicher Freunde aus aller Welt im Park des Irish Museum of Modern Art in Dublin zu Grabe getragen. Geboren wurde er in Dublin am 29. November 1972 als Alter Ego von Brian O’Doherty. Der irisch-amerikanische Künstler hatte nach dem 30. Januar 1972 beschlossen, den Namen Patrick Ireland anzunehmen. An jenem Sonntag, der als „Bloody Sunday“ in die irische Geschichte eingegangen ist, hatten britische Soldaten im nordirischen Derry während einer Demonstration unbewaffnete irische Zivilisten getötet, darunter Jugendliche. Aus Protest gegen die britische Nordirlandpolitik gab O’Doherty in einer feierlichen Zeremonie öffentlich und unter notarieller Aufsicht bekannt, er werde bis zur Wiederherstellung der Bürgerrechte und zum Abzug der britischen Truppen aus Nordirland seine bildnerischen Arbeiten mit „Patrick Ireland“ signieren und nicht in Großbritannien ausstellen. Patrick Ireland war also nicht nur ein Pseudonym, sondern ein „nom de guerre“.
Die Beisetzung von Patrick Ireland im Frühjahr 2008, an der weder Vertreter der irischen noch der britischen Regierung teilnahmen, ist…