Freya Mülhaupt
Die Zeichnungsfolge »Berliner Ateliers« von Matthias Beckmann führt in ein Labyrinth der Wahrnehmung
Das Atelier ist keine bloße Werkstatt, sondern zugleich ein mythisch überhöhter Ort der Inspiration. So gilt es als besonderes, nicht jedem vergönntes Privileg, den Künstler im Atelier zu besuchen. Sammler und Galeristen werden gerne dorthin eingeladen. Eine Bildserie, die sich mit Ateliers beschäftigt, bedient die Neugier des Betrachters, der sich einen Blick hinter die Kulissen erhofft, auch wenn in meinem Fall durch eine lineare, reduzierte Zeichenweise ein Wahrnehmungsfilter eingebaut ist.“ (Matthias Beckmann)
Mit der 2010 begonnenen Folge „Berliner Ateliers“ setzt Matthias Beckmann seine Zeichenprojekte der letzten Jahre fort. Sie haben ihn schon an viele Orte geführt, leistet er sich doch die Extravaganz eines aus der Mode gekommenen Modus der Bildproduktion: Er zeichnet mit Bleistift und Skizzenblock direkt vor dem Motiv. Er ist ein gegenständlicher, auf die Repräsentation von Wirklichkeit bezogener Künstler – ein Dokumentarist seiner unmittelbaren Umgebung. Er zeichnet „nach der Natur“, interessiert sich für sie aber am allerwenigsten. Sein natürlicher Lebensraum ist die Stadt, hier findet er seine Themen, bestimmt er seine Untersuchungsfelder, erstellt er im Zusammenspiel von Auge und Hand visuelle Inventare des Gegebenen.
Von der Wunderkammer über Oper und Jazzlokal bis ins Atelier
Beckmann hat schon die unterschiedlichsten Orte erkundet und in seinen Zeichnungen erschlossen: verschiedene Museen, den Deutschen Bundestag, die romanischen Kirchen in Köln, die Automobilproduktion bei Daimler, Kunst- und Wunderkammern in Deutschland und Österreich, die Komische Oper in Berlin, ein Jazzlokal in Berlin-Kreuzberg, ein Textil-Warenhaus am Alexanderplatz, die Unfall- und Wiederherstellungschirurgie, Radiologie und Pathologie…