Dominik Harborth und Andrea Vilter
Helfershelfer
Helfershelfer1 – Symbionten im Designprozess
Dominik Harborth
Ein gefalteter Bierdeckel unter dem Bein des Wirtshaustisches. Wie kam er dorthin? Was hat den Gast dazu bewegt, die Pappe zwischen Möbel und Boden zu schieben? Der wackelnde Tisch hat ihm wohl keine Ruhe gelassen.
Man kann einen Tisch in seiner Position verändern, um sicheren Stand für ihn zu finden und wenn das nicht hilft, den Kellner um einen anderen Platz bitten. Auch der stetige leichte Druck des Unterarmes auf die Tischkante während des gesamten Abends vermeidet das Hin- und Herkippeln des Möbels. Man könnte das sanfte Wippen für einen kurzen Aufenthalt im Restaurant natürlich auch schlichtweg ignorieren.
Der Gast vor uns hat sich offensichtlich gegen diese Alternativen entschieden. Er hat wahrscheinlich zunächst seine Tischnachbarn auf das Problem aufmerksam gemacht: Der Tisch wackelt. Vielleicht hat man dann gemeinsam durch Schieben und Drehen des Möbels versucht, das Problem zu lösen. Nicht zur Zufriedenheit des Initiators, der in der Folge ermittelt, welches Bein die Ursache für das Problem ist. Mit einem oder zwei Bierdeckeln in der Hand verschwindet er schließlich unter der Tischdecke, schiebt die Pappe unter das Holz und taucht wieder auf. Sein prüfender Ruck am Tisch zeigt, dass die Behandlung erfolgreich war. Der Gast streicht zufrieden das Tischtuch glatt – der geruhsame Abend beginnt.
Diese kleine Szene, die so oder so ähnlich jederzeit und überall stattfindet, ist ein gutes Beispiel zur Betrachtung der Welt der Helfershelfer. Und sie gibt Einblick in die Psyche der Helfershelfer-Anwender, die durch autonom kreierende Zugriffe Gegenstände ihren…