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Titel: Turn the Page! - Kunstzeitschriften als Kommunikationsobjekte - 2 Zeitschriftenkunst und die Signaturen der Subversion · von Judith Elisabeth Weiss · S. 112 - 123
Titel: Turn the Page! - Kunstzeitschriften als Kommunikationsobjekte - 2 Zeitschriftenkunst und die Signaturen der Subversion ,
Titel: Turn the Page! - Kunstzeitschriften als Kommunikationsobjekte - 2 Zeitschriftenkunst und die Signaturen der Subversion

Die List der Ironie

Internationale Künstlerzeitschriften in der Spannung von Kritik, Markt und Öffentlichkeit
von Judith Elisabeth Weiss

Proteische Kapriolen

John Baldessaris This is not to be looked at (1966) kann als eine in künstlerische Form gegossene Kritik an der Kunstkritik gedeutet werden.1 [siehe Abb. S. 51] In diesem ikonisch gewordenen Werk verdichten sich Stimmungen gegenüber der Domäne der Kunstzeitschrift, exemplarisch dem Artforum, die längst in der Luft lagen. In den 1960er und 70er Jahren nahm die Kunst, als eine Geste der Selbstermächtigung, das Heft buchstäblich selbst in die Hand. Künstlerzeitschriften avancierten wie ihre Vorgänger der Klassischen Avantgarde zu bedeutenden Mitteilungsorganen der ästhetischen Praxis. Bis heute scheren sie sich wenig um editorische Regeln herkömmlicher Periodika und gründen auf ihrer Befreiung aus dem Korsett verlegerischer Gesetze. Sie reproduzieren in immer neuen Wendungen eine überbordende Fülle anti-editorischer und nicht-editorischer Möglichkeiten.2

Künstlerzeitschriften entfalten ihre Wirkung durch die Aufsprengung des Kanons von Form und Inhalt, denn nicht immer lassen sie sich in gewohnter Weise aufschlagen und lesen. Ihre Handhabung muss bisweilen erprobt werden, und weil die gebotenen Inhalte nicht didaktisch vorgekaut sind, wollen ihre Zutaten häufig erst gefunden, Zusammenhänge selbst hergestellt werden – „ Denken: Ja“, selber Denken! [07]

Es würde allzu sehr nach einer Plattitüde klingen, wollte man in diesem Zusammenhang von der Freiheit der Kunst sprechen, denn dass sie, die Kunst, das Gegebene zertrümmert und eigenes Denken einklagt, ist ja gerade ihre systemstützende Aufgabe, ihre Bürde. Und dennoch: Ihre größte Freiheit ergibt sich instantan, ergibt sich durch die künstlerische Idiosynkrasie. C’est à l’ironie que commence la liberté,…

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von Judith Elisabeth Weiss

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