Die Erfindung eines Kunstmagazins
Ein Gespräch mit Andrea und Dieter Bechtloff
von Heinz-Norbert Jocks
Als KUNSTFORUM International vor einem halben Jahrhundert zum ersten Mal erschien, waren unabhängige Zeitschriften für zeitgenössische Kunst in Deutschland nicht nur eine Rarität, sie mussten erst erfunden werden. Der Mangel an Informationen war gewaltig, die Vernetzung ein Fremdwort. Wäre da nicht Dieter Bechtloff, der Künstler werden wollte, mit seiner Offenheit, seinem Informationshunger und seiner Neugierde an dem gewesen, womit sich andere Künstler beschäftigen, was sie bewegt und dachten, hätte es KUNSTFORUM wohl nie gegeben. Ohne jegliche Ahnung davon, wie man ein Magazin macht und gestaltet, brachte er, 1943 in Posen geboren, zustande, was er selbst für fast unmöglich hielt, ein enzyklopädisches Magazin mit internationaler Ausrichtung aus dem Nichts zu zaubern. Als er nach 40 Jahren aus gesundheitlichen Gründen ausschied, übernahm Andrea Bechtloff, die, 1957 in Troisdorf geboren, 1982 als Assistentin begann und ihm mehr und mehr zur Seite stand, die redaktionelle Leitung. Im Gespräch mit Heinz-Norbert Jocks erzählen die KUNSTFORUM-Macher die unendliche Geschichte des ältesten Magazins in Deutschland, das sich als Autorenzeitschrift versteht.
Heinz-Norbert Jocks: Ursprünglich wollten Sie Künstler und nicht Herausgeber werden.
Dieter Bechtloff: Dass ich 50 Jahre lang nie etwas anderes gemacht habe als Kunstzeitschriften, zunächst das Magazin KUNST und dann KUNSTFORUM International, das war nicht von vornherein geplant. Nach meinem Psychologiestudium landete ich sehr bald bei dem, was ich immer wollte, nämlich Kunst studieren. Zum Studium ging ich 1962 nach Marburg, wo die Studentenrevolution früher als in anderen Universitätsstädten begonnen hatte, schon lange vor…