Martí Guixé:
Parasitierung durch das Objekt als Fata Morgana der Funktion
Ein Gespräch von Sabine Fabo
In einigen Texten zu Deinen Arbeiten stieß ich auf den Ausdruck “Parasit”? Spielt das Parasitäre eine Rolle in Deinem Werk?
Ich arbeite viel mit dem Begriff der Effektivität. Manchmal kann es sehr effektiv sein, etwas zu parasitisieren, die bereits vorhandene Struktur zu nutzen, sie umzudrehen oder zu verändern.
Bevorzugst Du es, Dich auf eine vorhandene Struktur zu stützen, um etwas Neues zu gestalten?
Vielleicht. Wenn ich meine Arbeit mit der von Architekten vergleiche, fällt mir auf, dass sie nach einem Plan arbeiten, während ich ein ungeplantes Vorgehen, das sich nicht festlegt, bevorzuge. Es ist nicht ausschließlich so, dass ich eine Arbeitssituation selbst erschaffe. Ich reagiere auf existierende Strukturen, indem ich sie assimiliere.
Arbeitest Du eher intuitiv, aus dem Bauch heraus?
Ich arbeite eher mit meinen eigenen Parametern. Wenn ich für eine Galerie eine Installation mache, dann überprüfe ich die Ausgangslage, eigne sie mir an und arbeite von dieser Basis aus. Das ist meine Art des Parasitisierens.
Galt dieses Parasitentum auch für die Inneneinrichtung der Temporary Camper Shops, wo Du auf die entsprechende städtische Situation reagieren konntest?
Das “Walk in Progress” Projekt begann im Jahr 2000, zunächst in Mailand, zwei Jahre später in Berlin. Ich wurde gefragt, einen temporären Campershop zu gestalten. Die gesamten Elemente sollten einfach gehalten sein, da der Shop nach sechs Monaten neu konzipiert werden sollte. Schuhkartons wurden deshalb das prägende Gestaltungselement. Mir war es wichtig, dass der Raum die Zeit in ihrer Vergänglichkeit darstellt. So brachte ich die Zeitlänge auf…