Blind Faith
Zeitgenössische Kunst zwischen Intuition und Reflexion
Haus der Kunst 02.03. – 19.08.2018
von Jolanda Drexler
Derzeit kann der Besucher im Haus der Kunst eine ebenso erstaunliche wie eindrucksvolle Ausstellung erleben: häufig ungewöhnlich monumentale Setzungen von ausschließlich jungen, aufstrebenden Künstlern aus der ganzen Welt, die mit den monströsen Raumverhältnissen des einstigen NS-Museumstankers ganz nonchalant fertigwerden. Direktor des Haus der Kunst Okwui Enwezor ließ vor anderthalb Jahren sein junges Kuratorenteam mit Anna Schneider, Julienne Lorz und Daniel Milnes (die letzteren beiden sind inzwischen nicht mehr am Haus der Kunst) ausschwärmen, um in diversen Ateliers spezifische Tendenzen der neuen Künstlergeneration der Digital Natives aufzuspüren. Künstler also, die mit digitaler Informationsüberflutung quasi sozialisiert worden sind, über soziale Medien kommunizieren und mit den neuen Technologien bestens vertraut sind. Wie gehen sie mit der verwirrenden Masse diversester Nachrichten um, wie steht es um ihre Unterscheidungsfähigkeit zwischen Wahrheit und Fake? Darauf zielt der zunächst im ersten Teil einigermaßen anachronistisch anmutende Ausstellungstitel „Blind Faith“: der blinde Glaube an die Wahrhaftigkeit der digitalen Informationen bzw. das Vertrauen in sie – die Kuratoren assoziieren außerdem damit ein „Amalgam aus Körperlichem (Blindheit) und Immateriellem (Glauben)“. Beim Gang durch die Ausstellung gewinnt man den Eindruck, dass die zunehmende Virtualisierung unserer Lebensumstände gerade auch eine Rückbesinnung auf das Körperliche hervorruft. Also eine dezidierte Vergewisserung der funktionalen und sensuellen Eigenschaften des Körpers – mithin kommt im ganzheitlichen Blick dem Gefühl und erweiterten Bewusstsein eine neue Bedeutung zu. Laut Kuratoren, die ihre Schau als „Essay-Ausstellung“ einstufen, „zeugen die künstlerischen Visionen…