EDGAR SCHMITZ
Centre of Attraction
8th Baltic Triennial of International Art
Contemporary Art Centre und andere Orte, Vilnius, Litauen, 14.9. – 3.11.2002
Centre of Attraction ist die erste Baltische Triennale von internationalen Ausmaßen und mit internationalem Anspruch. Arbeiten von über 60 Künstlern treffen hier in kontrastreichen Konstellationen aufeinander und erzeugen Reibungsflächen, auf denen heterogen bleibende Produktionen immer wieder Konflikte zwischen Arbeiten und ihren verschiedenartigen Feldern aktivieren. Einer der zentralen Ausgangspunkte dieser vielfachen Einbindungen ist der Ort selbst der Großschau. Obwohl Vilnius politisch und kulturell deutlich am Rande Europas angesiedelt ist, liegt die Stadt nur 24 km von jener Stelle entfernt, die französische Wissenschaftler einmal als geografischen Mittelpunkt Europas festgeschrieben haben, und immer wieder werden daraus in Litauen (geo)politische und kulturelle Zugehörigkeitsansprüche abgeleitet. Wo immer in der Ausstellung dieses ‘centre’ (und seine besondere Art ‘attraction’) zum Angelpunkt künstlerischer Arbeiten wird, wird es dazu nur aus dieser gebrochen ambivalenten Perspektive. In der explizit den Ort bezeichnenden Arbeit von Deimantas Narkevicius ( Europe 5454′-2519, 1997) konstituiert sich der Kontinent so gerade nur als persönliches Gravitationszentrum der Reisen des Künstlers und der Zeiten, die er außerhalb der Region verbracht hat. Ein scheinbar gegebener Mittelpunkt wird hier zum Ort, der immer wieder aufgesucht werden muss und erst dann, im Nachhinein, zum Zentrum geworden ist.
Das von Tobias Berger kuratierte Centre of Attraction ist durchweg von einem Verständnis des Zentrums als aktiver, nicht einfach gegebener Größe bestimmt. Aktiv auch im Sinne einer Zusammenstellung von Zentren, deren divergierende Ansprüche und Territorien immer wieder produktiv kollidieren. Neben Julie Mehretus implodierenden Gemälden…