Das Kapital
Schuld – Territorium – Utopie
Hamburger Bahnhof, Museum für Gegenwart
02.06. – 06.11.2016
von Reinhard Ermen
Der Ankauf ist nicht ganz unumstritten, denn bevor Erich Marx „Das Kapital Raum 1970 – 1977“ von Joseph Beuys erwerben konnte, mussten in einem unschönen Prozess die Besitzverhältnisse geklärt werden. Anschließend wurde eine der wenigen, noch existierenden Originalinstallationen beendet; in diesem Fall in den Hallen für moderne Kunst Schaffhausen, wo Beuys sein Werk 1984 aufgebaut hatte. In Berlin soll die weitläufige Aktionsplastik als Dauerleihgabe der Sammlung Marx ihren endgültigen Platz im noch zu errichtenden Museum der Moderne am Kulturforum finden. Zuvor zeigt der Hamburger Bahnhof dieses Schlüsselwerk in der Kleihueshalle. „Das Kapital“, sein Raum, bzw. die in ihm versammelten Zeichen werden dabei zum Anlass einer beziehungsreichen Erweiterung. Die Kuratoren Eugen Blume und Catherine Nichols haben das vielteilige Ensemble, das für die Biennale 1980 in Venedig erstmals formuliert und formatiert wurde, in einer Art Ausstellungslabor gebettet.
Joseph Beuys bezieht sich im Wesentlichen auf vier Aktionen, also „Celtic“ in zwei Spielarten, nämlich in Edinburgh (1970) und Basel (1971) sowie zwei Langzeitauftritte bei der documenta, nämlich das Informationsbüro der „Organisation für direkte Demokratie durch Volksabstimmungen“ (1972) und die „Freie internationale Hochschule für Kreativität und interdisziplinäre Forschung“ (1977). Sorgsam hat er die Requisiten seiner Taten in einen neuen Zustand hineinkomponiert. Zinkwanne, Leiter, Speer, das an den Flügel gelehnte Beil und andere abgelegte Werkzeuge verbreiten einen geradezu heiligen Schauer. Die ‚Instrumente’, nicht nur der Bösendorfer Imperial, die Tonbandmaschinen, die Filmprojektoren, das Mikrophon, diese Maschinen stehen da als Zeugen des erkalteten Energieflusses….