Der Maler Chen Ruo Bing
„Farbe ist ein tiefes Konzept.”
Kunstmuseum Bochum 31.07. – 03.10.2016
von Claudia Posca
Diesen Eindruck kann man gewinnen, zumindest im Ruhrgebiet, zumindest derzeit: Ortsspezifische, performative Public Art boomt, mobile Kunst im öffentlichen Raum auch. Die 50-Kilometer-28-Positionen-Open-Air-EMSCHERKUNST in ihrer dritten Ausgabe seit Kulturhauptstadtjahr Ruhr. 2010 läuft noch bis Mitte September, Urbane Künste Ruhr hat bis ins nächste Jahr hinein das wunderbar multimediale „Truck Tracks Ruhr“-Brummi-Brummen-Projekt von Rimini Protokoll im Angebot: fürs Kunst- und Aufklärungsreisen quer durch die Revier-Cities, unterwegs in einem Tribüne- und Riesenfensterfront-ausgestatteten LKW. Und die Ruhr Triiiennale mit ihrem vieldimensionalen Künstlerdorf hat soeben begonnen.
Croos-over allover also heißt die Devise des Rendezvous’ zwischen Kunst, Urbanität und Gesellschaft, zwischen Sozial-, Ökologie- und Kultur-Projekten. Der aktive Besucher ist gefragt. Manch einer spricht bei so viel Außenfokussierung davon, dass kontextualisierende Künste der Tendenz nach einen Hang zur ADHS-nahen Hyperaktivität zeigen.
Ausgerechnet das ganze Gegenteil davon, nämlich eine ausgesprochen leise Ausstellung, schlägt jetzt mitten im turbulenten Kunstgeschehen an Rhein und Ruhr ein. Und beruhigt die Szene. Weil einer Nische Raum eingeräumt wird, darin Sinne zur Besinnung kommen: „Die Leere des Bildes ist die Quelle der Sinnhaftigkeit.“
Sagt der Mann, der im Kunstmuseum Bochum mit einer grandios meditativen Schau aufwartet: Chen Ruo Bing. 1968 kam er im chinesischen Nantong in einer Künstler- und Gelehrtenfamilie zur Welt, wurde ausgerechnet während der Kulturrevolution in traditionell asiatischer, farbverneinender Landschaftsmalerei, auch in Kalligraphie, Philosophie und Poesie ausgebildet, studierte von 1992 bis ’98 bei Gotthard Graubner an der Düsseldorfer Kunstakademie. Und lebt heute in Düsseldorf. Zahlreiche internationale Ausstellungen hat…