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Ausstellungen: Köln · von Jürgen Raap · S. 275 - 277
Ausstellungen: Köln ,

Köln
Der geteilte Picasso

Der Künstler und sein Bild in der BRD und der DDR
Museum Ludwig 25.09.2021–30.01.2022

von Jürgen Raap

Eine kunst- wie zeitgeschichtlich aufschlussreiche Ausstellung über die unterschiedliche Picasso-Rezeption diesseits und jenseits des „Eisernen Vorhangs“ während des Kalten Krieges bietet derzeit das Kölner Museum Ludwig. Als Pablo Picasso 1945 unter dem noch frischen Eindruck der Kriegsgräuel zu der Einsicht gelangte, die Malerei sei nicht dazu da, um „Wohnungen auszuschmücken“, sondern sie sei eine „Waffe zum Angriff und zur Verteidigung gegen den Feind“, passte seine Kunst weder im Osten noch im Westen in die vorherrschenden ideologischen Schemata.

Denn als die SED-Kulturfunktionäre sich Ende der 1940er Jahre mit ihrer „Formalismus-Debatte“ um eine Abgrenzung von der Kunst des Westens bemühten, warf in einem Artikel für die „Tägliche Rundschau“ der Autor Alexander Dymschytz Pablo Picasso „Mummenschanz“, „Wirklichkeitsfälschung“ und die Herstellung „widernatürlich schematisierter Porträts“ vor. 1951 befand auch Walter Ulbricht als stellvertretender Vorsitzender des Ministerrats über die Malerei der Moderne, sie sei „Ausdruck des kapitalistischen Niedergangs“ und stehe „im schroffsten Widerspruch zum heutigen Leben in der DDR.“

Obwohl Pablo Picasso nicht ins völlig Gegenstandslose überging und zudem seit 1944 Mitglied der Kommunistischen Partei Frankreichs war, pazifistische, sozialistische wie kommunistische Gruppierungen alsdann in den 1950er Jahren seine Friedenstaube gerne als Plakatmotiv nutzten, geriet auch Bertolt Brecht in die Kritik, als er 1949 mit einer solchen Picasso-Taube den Bühnenvorhang in seinem (Ost-)Berliner „Theater am Schiffbauerdamm“ dekorierte und außerdem noch eine Picasso-Grafik mit Masken für eine Plakatgestaltung einsetzte. Der Kulturfunktionär Alfred Kurella attackierte Brecht mit harschen Worten, dieser Entwurf sei „zu…

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