Berlin
Tomas Schmit
sachen machen. Zeichnung, Aktion, Sprache 1970–2006 / Stücke, Aktionen, Dokumente 1962–1970
Kupferstichkabinett Berlin 15.09.2021–09.01.2022 / Neuer Berliner Kunstverein (n.b.k) 15.09.2021–23.01.2022
von Matthias Reichelt
„sachen machen“ war eine beliebte Formulierung des Fluxus-Künstlers Tomas Schmit (1943 in Wipperfürth geboren und 2006 in Berlin gestorben). Damit beschrieb er nicht nur den fluiden Werkcharakter, changierend zwischen Aktion, Schreiben und Zeichnen, sondern entzog sich auch den hierarchisierenden Tendenzen des Kunstbetriebs, dem er Zeit seines Lebens gegenüber kritisch eingestellt war. Als 19-Jähriger wurde Schmit 1962 Teil der entstehenden Fluxus-Bewegung um George Macunias und einer ihrer Akteure. Schmits bekannteste Fluxus-Aktion, dramaturgisch genau beschrieben in obligatorischer Kleinschreibung, war der „zyklus für wassereimer (oder flaschen)“ (piece, 1962) und sah die Aufführung konsequent und antihierarchisch ausdrücklich für jeden Akteur vor: „der interpret steht in einem kreis von 10–30 wassereimern (oder flaschen). ein eimer (eine flasche) ist mit wasser gefüllt, die anderen sind leer“. Dann beginnt der Aktionszyklus der umständlichen Umfüllung von einem in den anderen Eimer (Flasche), bis „alles wasser verdunstet oder verspritzt ist“. Später variierte er diese Aktion, indem er nur agierte, wenn kein Publikum anwesend war und sofort pausierte, um z. B. zu rauchen, sobald jemand den Raum betrat.
Tomas Schmit war bei den wichtigen Fluxus-Festivals und -Aktivitäten zwischen 1962 und 1964 in diversen europäischen Städten mit von der Partie, ging aber dann auf Distanz zur Bewegung, ohne den Flu-xus-Charakter und die Tendenz zur Anti-Kunst sowie des Unhierarchischen aufzugeben. Er wechselte von der „Bühne“ des Raumes auf die „Bühne“ des Papiers, wie die Kuratorin des Kupferstichkabinetts, Jenny Graser, in…