Dortmund
Technoschamanismus
HMKV Hartware MedienKunstVerein, 08.10.2021–06.03.2022
von Noemi Smolik
Diese Ausstellung wird Geschichte schreiben. Denn sie macht eine künstlerische Praxis sichtbar, die bisher jenseits der großen Institutionen, eher im Verborgenen schlummerte, die sich jedoch explosionsartig in der virtuellen Welt des Internets und der sozialen Medien und an einigen alternativen Orten ausbreitet. Die Ausstellung wurde von Inke Arns, der Direktorin des Dortmunder Hartware MedienKunstVereins kuratiert, die mit ungewöhnlichen Vorhaben, wie der Ausstellung „Artist&Agents“, die von AICA, dem Verband der Kunstkritiker*innen als beste Ausstellung des Jahres 2020 ausgezeichnet wurde, immer wieder auf sich aufmerksam macht.
Der Titel der Ausstellung „Technoschamanismus“ ist an sich ein Widerspruch. Denn Technologie wird mit der Aufklärung, dem Rationalismus, mit Algorithmen und dem Fortschritt assoziiert. Schamanismus genau mit dem Gegenteiligen; mit Aberglaube, Irrationalität, Animismus, mit archaischen Ritualen. Und trotzdem kommen diese zwei sich widersprechenden Bereiche zusammen. Darauf machte bereits 2017 die Kunstkritikerin Tess Thackara in der Zeitschrift „artsy“ aufmerksam als sie fragte: „Why Are Shamanic Practices Making a Comeback in Contemporary Art?“ Auch Arns fiel auf, dass sich zeitgenössische Künstler*innen immer öfter dem „Schamanischen“ zuwenden. Und da begann sie zu fragen, warum sie sich ausgerechnet für Begriffe und Praktiken wie Alchimie, Animismus, Esoterik, Kosmologie, Magie, Heilung, Mystik, Metabolismus, Spiritualität und Ritual interessieren? Hat es vielleicht mit dem „Todescharakter unserer Gegenwart“, von dem 1979 Joseph Beuys sprach, zu tun, den er mit seiner eigenen Kunst zu überwinden hoffte. Oder liegt es eher daran, wie Arns es in der Pressemitteilung formuliert, „dass im (post-)industriellen Zeitalter durch toxischen Kapitalismus und potenzierten Extraaktivismus bzw. Raubbau…