Protect Me From What I Want
Bild-Text-Strategien in Plakat, Collage und Meme
von Rosa Windt
Von Hand gestaltete Plakate und Collagen für Demonstrationen, Feierlichkeiten oder als persönliche Erinnerung zählen zu einer Form kreativer Tätigkeit, die in einem pädagogischen oder privaten Kontext vielfach bereits ab dem Kindergartenalter praktiziert wird. Materialcollagen, die schönsten gemeinsamen Momente vereint in Herz- oder Wolkenform ebenso wie selbstentworfene Plakate – beispielsweise aktuell auf Fridays for Future-Demonstrationen zu sehen – stehen sowohl sinnbildlich für ein persönliches Andenken und besondere Mühe als auch für kreatives Denken und Handeln und eigene Ausdrucksfähigkeit. In einem alltäglichen Kontext haftet Plakat und Collage in dieser Hinsicht ein Selbstverständnis an, bereits mit wenigen Mitteln, mit ein paar Magazinseiten oder einem alten Pappkarton, kreativ werden zu können; und längst ermöglichen auch zahlreiche digitale Anwendungen ein freies Gestalten. Ob als private Botschaft oder politische Forderung, bilden Text-Bild-Variationen in Form von Plakat, Collage und Werbung sowie Memes elementaren Bestandteil kultureller Kommunikation.1Bei einer weiten Verbreitung im Kontext von Kunst und Alltag ist den Medien vordergründig insbesondere ein Gebrauch von Schrift und Bild gemein. Meme wie auch die „Krypto-Collage“ NFT (Non Fungible Token), als digitale Vertreter, manifestieren dabei ein zunehmendes Verschmelzen digitaler und analoger Welten, die sich vielfach kaum noch streng voneinander abgegrenzt, in „online“ oder „offline“ definieren lassen.[02+03]2
Plakatieren und Collagieren
Die Weiterentwicklung von Drucktechniken wie der Lithografie sowie die Möglichkeiten zur Herstellung günstigeren Papiers schufen Ende des 18. Jahrhunderts erstmals die Bedingungen für temporäre Plakatanschläge im öffentlichen Raum. Anfängliche Produktwerbung, wie die 1842 im Lithografieverfahren produzierte Reklame für Martin’s Bier, [06]…