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Titel: Memes – Über die Macht von Schrift und Bild · von Oliver Zybok · S. 44 - 45
Titel: Memes – Über die Macht von Schrift und Bild ,

Memes

Über die Macht von Schrift und Bild
herausgegeben von Oliver Zybok und Rosa Windt

Unter dem Eindruck Sozialer Medien gewinnt die Relation von Schrift und Bild im 21. Jahrhundert erneut an herausgehobener Bedeutung und wird unter anderem in Form von Memes zum Generationen und gesellschaftliche Schichten übergreifenden Kommunikationsmittel. Das besondere Potenzial von Memes – ebenso wie ihr Risiko – liegt dabei in der Kombination von Schrift und Bild und stark verkürzten, sich zumeist auf emotionaler Ebene vermittelnden Inhalten. Vielfach humoristisch und belanglos aber auch politisch, künstlerisch oder diskriminierend und rassistisch intendiert, können Memes dabei auf tiefverankerte Sehgewohnheiten vertrauen.

Die Komprimierung von Schrift und Bild zu pointierten Aussagen ist in dieser Hinsicht nicht allein Ausdruck einer digitalen Gegenwart, sondern spätestens seit dem Mittelalter fester Bestandteil kommunikativer und künstlerischer Strategien. Mit der Erfindung des Buchdrucks, anschließenden technischen, wie im Laufe des 20. Jahrhunderts gleichsam digitalen Errungenschaften, gewinnen Bild und Schrift in vielfältigen medialen Ausgestaltungen zunehmend an symbiotischer Kraft und dominieren etwa in Form von Werbung und Plakaten bis in die Gegenwart alltägliche Seh- und Lesegewohnheiten. Der Themenband Memes. Über die Macht von Schrift und Bild untersucht vor dem Hintergrund einer ausführlichen kunsthistorischen Aufarbeitung gegenwärtige künstlerische Strategien im Umgang mit Schrift und Bild und geht dabei auch der Frage nach, wie diese in Mainstream und Politik adaptiert werden.

Oliver Zyboks einleitender Beitrag „Memes – Ursprünge und Gegenwart“ untersucht unter bildwissenschaftlichen wie gleichsam kunsthistorischen Aspekten ein Wechselverhältnis von Bild und Schrift. Kulturgeschichtlich tiefverankerte Symbole wie die Hand aber auch Kommunikationsstrategien und mediale Verschiebungen werden im Kontext gesellschaftlicher wie künstlerischer Entwicklungen beleuchtet. Mit ihrem Text „Protect Me From What I Want. Bild-Text-Strategien in Plakat, Collage und Meme“ gibt Rosa Windt einen Überblick darüber, wie Bild und Text in verschiedenen Medien und im Laufe der Geschichte immer wieder zu ähnlichen Pointen und bildlichen wie textlichen Formeln finden.

Anna Kipkes Beitrag „Meme Therapy. Auf der Suche nach Heilung in Geisterzeichnungen, Therapie-Notizbüchern und Trauma-Tagebüchern“ legt einen besonderen Fokus auf die therapeutischen Aspekte von Schrift und Bild innerhalb von Memes sowie im Kontext einer weiteren künstlerischen Auseinandersetzung. Aus einer wissenschaftlichen wie gleichsam alltäglich geprägten Perspektive heraus geht Idil Galip der Frage nach, inwiefern Meme-Maker mit Ironie und absichtlichem Dilettantismus spielen und dabei besonders humorvolle und aussagekräftige Memes generieren. Ole Frahms Text „But is it Art? Comics, Embleme, Memes“ führt rhetorische und bildliche Verwandtschaften der verschiedenen, im Titel angesprochenen Medien vor und legt dabei auch ein besonderes Augenmerk auf einen künstlerischen Umgang mit Stereotypen. Der Aufsatz „Meme-Manifeste: transmediale Strategien des Clusterduck Kollektivs“ von Jutta Zaremba untersucht wie Memes in verschiedenen Medien über Filme bis hin zu Demonstrationen eingesetzt werden und ein politisches Potenzial entfalten können.

Ein Porträt über Barbara Kruger, die Bild und Text über den öffentlichen Raum bis hin zu Merchandise-Artikeln zu eindrücklichen ‚Slogans‘ und Collagen verknüpft, ebenso wie Interviews mit der Konzeptkünstlerin Sophie Calle und Katja Novitskova, die mit den Möglichkeiten digitaler Errungenschaften experimentiert sowie dem queerfeministischen Kollektiv COVEN BERLIN, vertiefen die verschiedenen Aspekte des Themenbandes und verdeutlichen, wie Bild und Schrift auf ganz unterschiedliche Weise unsere Gegenwart prägen.