Hamburg
Werner Büttner
Last Lecture Show
Hamburger Kunsthalle 15.10.2021–16.01.2022
von Hajo Schiff
In den Achtzigern gehörte er zu den jungen Wilden um Kippenberger, Oehlen, Förg und Herold, dann wurde er 1989 als Professor an die Hochschule für bildende Künste in Hamburg berufen – ausdrücklich als politischer Künstler. Nun, nach 32 Jahren, verlässt er den Kunsttempel. Und das hat er sogleich in ein Bild gefasst, in dem inmitten der Abbreviatur des Spätjugendstiltreppenhauses der HfbK deutlich eine Anspielung auf die berühmte Karikatur „Der Lotse geht von Bord“ zu Bismarcks Entlassung durch Wilhelm II. anklingt. Wie sehr solche anmaßenden Referenzen typisch für Werner Büttner sind und wie sehr seine Bildmotive zugleich hochintelligent und immer ironisch gebrochen sind, zeigt jetzt eine große Abschiedsausstellung im ganzen dritten Stock der Hamburger Kunsthalle.
Wie manche der besten deutschen Künstler – Baselitz, Polke, Richter, Penck, Palermo – wurde Büttner in der DDR geboren, dann aber 1961 mit sieben Jahren aus einer relativ idyllischen Kindheit in Jena in eine Großsiedlung in München verbracht. In seiner Selbstmythologisierung beschreibt er das als Vertreibung aus dem Paradies – was vage dadurch gedeckt ist, das immerhin ein Ortsteil jener thüringischen Stadt tatsächlich so heißt. Überhaupt ist bei diesem äußerst wortgewandten Künstler aufzupassen, seiner verführerisch elaborierten Diktion nicht zu verfallen und vorschnell seinen, doch auch mitunter etwas koketten Sarkasmus zu adaptieren.
In dichtgehängten fast 100 Ölgemälden und über 70 Collagen präsentiert Büttner seinen selbstinszenierten Versuch „Schopenhauer links zu überholen“. In sieben mit eigenen Texten definierten Ausstellungsrubriken wird in Bildern von Göttern bis Losern „Illusionenabstinenz“ eingeübt und ganz und gar…