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Ausstellungen: Düsseldorf · von Annelie Pohlen · S. 270 - 271
Ausstellungen: Düsseldorf ,

Düsseldorf
Lynette Yiadom-Boakye

Fliegen im Verbund mit der Nacht
Kunstsammlung NRW K20 16.10.2021–13.02.2022

MUDAM Luxembourg 26.03.–04.09.2022

von Annelie Pohlen

2016 richtete die Kunsthalle Basel Lynette Yiadom-Boakye eine umfassende Einzelausstellung ein. Das Online Magazin brand-new-life.org monierte umgehend die vermeintlich unpolitische Herangehensweise. Zu sehen waren wie gegenwärtig in Düsseldorf schwarze Frauen und Männer, bisweilen auch Kinder, gemalt von einer 1977 in London geborenen Künstlerin, deren Eltern aus Ghana in die britische Metropole eingewandert waren.

Möglich, dass derartige Verdikte so wie die aus dem Lager der geprellten Moderne verstummen. Wahrscheinlicher ist, dass die zunehmende Akzeptanz, inklusive monetärer Höhenflüge auf dem Kunstmarkt, auf allerhand Missverständnissen beruht.

Was in der von der Tate Britain erarbeiten Ausstellung „Fliegen im Verbund mit der Nacht“ fasziniert, ist die ungenierte Selbstverständlichkeit, mit der Yiadom-Boakyes die konventionelle Malerei auslotender Prozess ihre aus dem Alltag heute gefilterte Bildwirklichkeit absorbiert.

Und dies umso mehr als die benachbarten Heroen der europäischen Moderne in den Räumen des K20 das verstörend attraktive Werk der Nachfahrin erst recht in Vibration versetzt. Schon die von Walter Sickert, einst Star britischer Porträtmalerei, inspirierte (Er)findung „First“, 2003, ein Ganzkörperporträt in leuchtend rotem Mantel im ‚Entree‘, blendet das Auge mit solcher Wucht, dass sich die verstörenden Chiffren eher klammheimlich im Unbewussten einnisten: Der mit ebenso heftigen wie groben Pinselstrichen in die Breite gezogene Mund in einem ohnehin breiten Gesicht , aus dem weiß umrandete, tiefschwarze Pupillen ebenso grell aufleuchten wie das Rot des Mantels, der nur für einen flüchtigen Moment das sanfte Schwarz des nackten Körpers auszublenden vermag. Linker Hand noch einmal das Pingpong von leuchtendem Rot…

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