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Essay · von Roland Schappert · S. 244 - 247
Essay ,

Natur – Kultur

Kein Gegensatz
von Roland Schappert

Meistens werden Natur und Kultur als Antipoden betrachtet. Die Sehnsucht nach intakter Natur wird immer häufiger von zerstörerischen kulturellen Praktiken vielfältigster Art bedroht. Ist es im heutigen Zeitalter dringend benötigter Nachhaltigkeit, Schonung der Ressourcen, Verhinderung des Artensterbens, Rettung des Klimas und unseres Planeten nicht dringend angeraten, Kultur und Natur zu versöhnen? Was wären die Konsequenzen für die Künste und ihre Produzent*innen, wie sieht es insgesamt mit der Freiheit der Kunst aus im Dienst einer überlebensnotwendigen Aufgabe?

Wenn wir über ein möglichst passendes Verhältnis unserer Kultur zur Natur nachdenken, wird schnell klar, dass beide Seiten von uns gedacht werden. So ist der Mensch selbst Bestandteil der Natur und jede kulturelle Übereinkunft aus Bausteinen unseres Naturverständnisses zusammengesetzt. Mehr noch: Jede künstlerische Handlung ist abhängig von Naturgesetzen und unterliegt chemischen, physikalischen und biologischen Prozessen. Aber alles, was wir über die Natur wissen, ist von Menschen erdacht und erforscht. „Über Natur kann nur im Rahmen von Mensch-Natur-Verhältnissen und Mensch-Welt-Verhältnissen (wozu auch wissenschaftliche, technische und philosophische Verhältnisse gehören) nachgedacht werden.“1 Spätestens mit Aristoteles (384 – 322 v. Chr.) verfolgen wir den langen Weg unseres westlichen Bildungsverständnisses, nach dem Naturvorgänge für den Menschen prinzipiell verständlich sein sollen. Es war ein folgenreicher Schritt, Naturprozesse mit menschlicher Vernunft zu koppeln, die langen Pfade der Naturphilosophie und der Naturwissenschaften einzuschlagen und dem Logos das Verständnis der Welt zu überlassen. Nach mathematischen Zahlenverhältnissen wird seitdem nicht nur die Natur aus Sicht des Menschen geordnet, sondern Natur scheinbar auch erweitert und zu kulturellen Zwecken umdefiniert, weiterentwickelt

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von Roland Schappert

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