Hannover
TRUE PICTURES?
Zeitgenössische Fotografie aus Kanada und den USA
Sprengel Museum Hannover 06.11.2021–13.02.2022
von Michael Stoeber
Wie ein Zentralgestirn leuchtet diese Ausstellung im Sprengel Museum. Sie hat als letzte eröffnet, wobei ihr zeitversetzt zwei kleinere Schauen im Museum für Photographie Braunschweig und im Kunstmuseum Wolfsburg vorangegangen sind. Zusammen bilden sie eine spektakuläre Ausstellungsreihe zur zeitgenössischen Fotografie aus Kanada und den USA mit Werken seit 1980. Die größte, die es bis heute zu diesem Thema gegeben hat. Initiiert hat sie Stefan Gronert, Fotokurator am Sprengel Museum. Zusammen mit seinem Ko-Kurator Benedikt Fahrnschon präsentiert er in Hannover auf 2.000 Quadratmeter Ausstellungsfläche 339 Bilder von 36 Fotokünstlerinnen und – künstler. Sie vertreten grosso modo drei Generationen. Das Museum für Photographie Braunschweig – es hat die Reihe eröffnet –, zeigt zusätzlich fünf sehenswerte Positionen, die vom „Dokument zum Konzept“ reichen, und das Kunstmuseum Wolfsburg, das ihm nachgefolgt ist, stellt in einer monografischen Übersicht das Werk der nordamerikanischen Fotokünstlerin LaToya Ruby Frazier vor, die in den USA ein Star ist, aber in Deutschland so gut wie unbekannt.
Alle Ausstellungen warten mit demselben Obertitel, „True Pictures?“, auf, womit in allen drei Häusern die Frage nach der Wahrheit der Fotografie gestellt wird. Sie ist keineswegs neu. So lange es fotografische Bilder gibt, hat man durch Manipulationen zu täuschen versucht. Und mit Hilfe der digitalen Fotografie werden Fake und Fakt erst recht undurchschaubar. Aber darum geht es nicht; eher um den Wahrheitsanspruch der dokumentarischen Fotografie. Um den berühmten Satz des Kulturphilosophen Roland Barthes, sein „So ist es gewesen“, mit dem er…
