Justin Hoffmann
Der klare Blick
Kunstverein, München, 14.7. – 2.9.1990
Der Ausstellungstitel stellt eine Ableitung des lateinischen Wortes “perspicere” (= deutlich sehen) dar. Dem Organisator der Ausstellung, Zdenek Felix, geht es hierbei jedoch nicht um die Perspektive im wörtlichen Sinne, sondern um Aspekte wie Entschiedenheit in der Formulierung und Klarheit im künstlerischen Konzept. Unter diesen Prämissen scheint es dann wenig erstaunlich, daß “der klare Blick” Werke der Skulptur, Malerei und Fotografie umfassen konnte. Eingeladen wurden fünf Künstler, wobei der amerikanische Bildhauer Scott Burton während der Vorbereitungsphase der Ausstellung 1989 in New York frühzeitig verstarb. Ihm wurde “der klare Blick” gewidmet. Die anderen vier Künstler, Elke Denda, Andreas Gursky, Axel Hütte und Michael von Ofen leben derzeit alle in Düsseldorf.
Eine Klarheit in Konzept und Darstellung scheint eine reflexive Auseinandersetzung mit dem gewählten Medium zu bedingen. Elke Denda geht mit ihren ausgesprochen eigenständigen Arbeiten bis an die Grenzen der Malerei, bis zum Ornament. Unweigerlich erinnert sie daran, daß, wie Alois Riegl schon vor 100 Jahren feststellte, sich die ornamentale Form erst aus der naturalistischen Form entwickelt hatte und nicht umgekehrt. Das aus Naturformen abgeleitete Ornament bedarf der Denkarbeit. Die Abstraktion verlangt die elementare theoretische Auseinandersetzung mit den bildnerischen Mitteln und Möglichkeiten. Ein scheinbar ungegenständliches Gemälde aus kurvig begrenzten Flächen in Rot und Schwarz führt Elke Denda auf ihren Ursprung in der Natur, auf einen Marienkäfer zurück. Ein Charakteristikum ornamentalen Gestaltens bildet die Seriellität. Elke Dendas Arbeit “Frost” besteht aus mehreren Reihen buntfarbig gerahmter, jeweils gleicher Eiskristalle. Wie speziell für München geschaffen wirkt das weiß-blaue…
