Deutschland
Maria Eichhorn
Die plötzliche Abwesenheit
RELOCATIONG A STRUCTURE
Kommissarin: ifa – Institut für Auslandsbeziehungen Kurator: Yilmaz Dziewior Ort: Giardini
Der große Ansturm auf den deutschen Pavillon, wie dieser ihn 2017 mit Anne Imhof, 2013 mit Ai Weiwei, Romuald Karmakar, Santu Mofokeng, Dayanita Singh oder 2001 mit Gregor Schneider erlebt hatte, blieb während der Pressetage vor der Eröffnung der Biennale aus. Er war auch nicht zu erwarten. Und natürlich ist und kann Popularität und breite Publikumszustimmung von vornherein kein Kriterium oder Beleg für die außerordentliche Qualität einer Arbeit sein.
Ganz anders wäre es höchstwahrscheinlich gelaufen, wenn es für die Dauer der Biennale zu dem temporären, aufwändigen Abbau und Abtransport des historisch prekär aufgeladenen Pavillons gekommen wäre, wie ihn die 1962 in Bamberg geborene, von dem Kurator Yilmaz Dziewior ausgewählte Konzeptkünstlerin Maria Eichhorn, – die mit Ihrem Projekt „Aktiengesellschaft“ von 2007 auf der documenta 12 erste Aufmerksamkeit erzielte-, nicht nur vage in Erwägung gezogen, sondern auch ganz konkret mit allem, was dazugehört, bis ins Detail geplant hatte. Womöglich hat sie auf die Realisierung nicht nur wegen der hohen Kosten, die nur schwer zu rechtfertigen gewesen wären, verzichtet und es bei der bloßen Formulierung des reinen Konzepts belassen, weil sie eben keine auf Spektakuläres setzende, sondern eine akribisch forschende, sich in Archiven vertiefende Künstlerin ist. Sie schlägt eher die leisen oder nüchternen Töne einer analytischen Vernunft mit nachhaltiger Wirkung an.
Die plötzliche Abwesenheit des Gebäudes wäre gewiss ein schlagzeilenprovozierendes Event, vielleicht sogar ein Skandal gewesen. Er hätte nicht nur für Verblüffung, hauruckartige Irritation und…