59. Biennale Venedig: Gespräche
Yunchul Kim
Das Geheimnis der Knoten
Heinz-Norbert Jocks: Was bedeutet „Gyre“, so der Titel deiner Ausstellung?
Yunchul Kim: „Gyre“ heißt spiralförmige Bewegung. Es handelt sich um fünf kinetische Skulpturen, mit Flüssigkeit und auch mit speziellen Polymeren. Sie erzeugen verschiedene Farben und Muster durch kinetische Bewegung. In der Zeit, da ich an der Ausstellung in dem Pavillon gearbeitet habe, zeichnete ich auch mit Kreide auf die Wand, um den gesamten Arbeitsprozess und meine Vorstellungen darzulegen. Mir schwebten eine Spinne und fließende Bewegungen als etwas Mechanisches, Dinghaftes, Menschliches und Nicht-Menschliches vor.
Im Pavillon sind viele Geräusche von Maschinen zu hören, denn die Skulpturen bestehen aus Motoren, Pumpen und Geiger-Müller-Röhren, zudem blinken Lichter. Die kinetische Installation „Chroma V“, die eine 50 Meter lange parametrische Struktur hat, die an eine Fischhaut erinnert, weist 382 Zellen auf, bestehend aus hochtransparenten Laminatpolymeren, die dem Ganzen einen metallischen, raumzeitlich anmutenden Schimmer verleihen. Eine interne kinetische Vorrichtung bewirkt die mikroskopische Verformung der Polymerschichten auf ihrer Oberfläche, wodurch sie ihre Helligkeit und Farbe ändern. Man kann also sehen, dass ein Teil der Skulptur mit Teilchen aus der Natur zu tun hat, und ein anderer Teil sehr künstlich ist.
In dem kleinen Raum befindet sich die Installation „Argos – The Swollen Suns“, ein hochaufragender Myonen-Teilchendetektor, der ein Geräusch erzeugt, als würde er die Luft ansaugen. Myonen sind Teilchen, die entstehen, wenn kosmische Teilchen mit der Erdatmosphäre kollidieren. Die Installation erkennt mittels 282 Antennen oder Sensoren unsichtbare Partikel, Myonen in Echtzeit und leitet Signale an die anderen kinetischen…