59. Biennale Venedig: Gespräche
Stan Douglas
Die Aufzeichnung der Unzufriedenheit
Heinz-Norbert Jocks: Worum geht es in deinen Arbeiten?
Stan Douglas: Ich stelle auf der Biennale an zwei Orten aus. Im Kanadischen Pavillon bin ich mit vier, 1,5 mal 1,5 Meter großen Fotografien vertreten, zu Szenen der Unzufriedenheit aus Tunis, Vancouver, Hackney, London und New York City . Obwohl viel mehr dahintersteckte, wurde diese Ereignisse zu Unrecht als Krawalle, Plünderungen oder Rowdytum abgetan, Deshalb ordne ich sie in ein politisches Spektrum ein und stelle sie als eine Art Aufzeichnung der Unzufriedenheit dar. Man sieht große, mal computergenerierte, mal tatsächlich fotografierte Szenen, die ein Schema dieser störenden Ereignisse sind.
Im venezianischen Magazzino del Sale ist ein Zweikanal-Video namens „ISDN“ von einer kulturund raumübergreifenden Kooperation von Rappern in zwei verschiedenen Genres, nämlich Musik und Lyrik, in Kairo und London gleichzeitig zu sehen.
Auf zwei Bildschirmen schwebt die Kamera über zwei Grime-Rappern, TrueMendous und Lady Sanity in London, und zwei Mahraganat-Lyrikern, Raptor und Yousef Joker in Kairo. Obwohl Mahraganat, das Mitte der 2000er Jahre als Straßenmusik aufkam, eines der beliebtesten Genres im Land ist, verbot die Regierung, dass sie öffentlich gespielt werden.
Die Geschichte von Grime im Vereinigten Königreich ist eine ähnliche. So wurde der Song „Pow!“ von Lethal Bizzle (2011) mit der Begründung der Behörden verbannt, er würde zu Gewalt aufrufen. Nach der landesweiten Studiengebührenerhöhung wurde der Song zu einer Hymne der Frustration.
Was hat es mit den Bildern von Hackney auf sich?
Es handelt sich um eine Luftaufnahme des Pembury Estate Wohnprojekts, einer…