Schweiz
Latifa Echakhch
THE CONCERT
Kommissar*innen: Swiss Arts Council Pro Helvetia (Madeleine Schuppli, Sandi Paucic, Rachele Giudici Legittimo) Kuratoren: Alexandre Babel, Francesco Stocchi Ort: Giardini
Am Anfang habe ihre Frage gestanden, ob Kunst dasselbe Gefühl auslösen kann wie ein Konzert, erklärt Latifa Echakhch. Die Idee für ihren Pavillon sei einfach: „Ich möchte, dass sich die Leute so fühlen, als hätten sie gerade ein Konzert verlassen.“ Wir sollen die Musik fühlen, „wie sie auf den Körper wirkt, wie sich Erinnerung formt“. Daraus entwickelte sie zusammen mit dem Musiker Alexandre Babel ihr Projekt – das gänzlich ohne Ton auskommt. Den steuern die Besucher*innen bei. Denn überall knirscht Steinkies unter unseren Schuhen – ein Geräusch, das wir eigentlich nur von den Wegen außerhalb der Pavillons in den Giardini kennen. Hier im Ausstellungshaus wirkt es merkwürdig deplatziert, wird überraschend laut und lässt uns umso mehr die Stille wahrnehmen.
Und die subtilen Elemente dieses besonderen Parcours: Wir betreten das 1951 von Bruno Giacometti erbaute Ausstellungshaus nicht über den Hauptraum, sondern gegen den Uhrzeigersinn links über den Innenhof. Eine orange Beleuchtung erzeugt eine diffuse Stimmung, die den Pavillon verzaubert – es sei „die Nahtstelle zwischen Tag und Nacht“, erklärt Echakhch. Unser Weg führt vorbei an verbranntem Holz bis in die tiefe Dunkelheit des Hauptraums. Kurze Blitze erhellen für Sekunden den dunklen Raum, wir sehen Skulpturen, riesige Hände, Köpfe, grob gebaut aus Sperrholz. Die 1974 in Marokko geborene Künstlerin beschreibt ihren Beitrag als „Kreislauf des Lebens“, als „Zeitreise“, in der die Zeit rückwärts läuft und wir vom helllichten…