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Titel: 59. Biennale Venedig - Biennale Gespräche · von Heinz-Norbert Jocks · S. 256 - 257
Titel: 59. Biennale Venedig - Biennale Gespräche ,

59. Biennale Venedig: Gespräche
Sonia Boyce

Glocke sein

Heinz-Norbert Jocks: Guten Morgen, lass uns einen Rundgang durch die Installation Feeling Her Way machen, für die Du mit dem Goldenen Löwen ausgezeichnet wurdest!

Sonia Boyce: Ja, gerne. Die erste Galerie ist der größte Raum, ziemlich hoch und ziemlich hell. Im Eingangsbereich sieht man auf einer goldenen, stark gemusterten Tapete vier Monitore. Davor zackige, geometrische, goldene, verspiegelte Skulpturen als Sitzgelegenheiten. Da es in der Ausstellung um Musiker, Sänger, Gesang und Klang geht, ist eine Menge zu hören.

Die dort laufenden Filme zeigen vier Musiker, alle weiblich, alle schwarz, alle britisch. Darunter die Komponistin Errollyn Wallen, die als „Renaissance-Frau der zeitgenössischen Musik“ gilt, eine bemerkenswert vielseitige und produktive Komponistin, Pianistin, Songschreiberin, eine der gefragtesten musikalischen Stimmen unserer Zeit.

Sie leitet drei Sängerinnen an, die, normalerweise als Solisten auftretend, eingeladen wurden, mit ihren Stimmen zu spielen und mit ihr zu improvisieren. Um sie dazu anzuleiten, gibt Wallen Bilder vor: „Stellen Sie sich vor, Sie sind eine große Glocke und schwingen.“ Mit dieser Anregung bringt Wallen sie dazu, ihre Stimme so einzusetzen, als wären sie eine Glocke. Und sie korrigiert: „Es geht nicht darum, die Töne schön zu machen, sondern Glocke zu sein.“ Schließlich werden sie dazu ermuntert, brüllende Laute eines Löwen von sich zu geben. Diese außergewöhnlichen Geräusche machend, versuchen die Performer, miteinander zu kommunizieren. Und zuletzt hält Wallen sie dazu an, an Laufen denkend, entsprechende Laufgeräusche zu machen und dabei die Worte zu singen: „I am queen.“ Und so wetteifern sie darum, wer die…


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von Heinz-Norbert Jocks

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