Heinz Schütz
Dream City
Kunstraum München, Kunstverein München,
Museum Villa Stuck, Siemens Kulturprogramm, 25.3. – 20.6.1999
mit einem Fotorundgang von Wolfgang Träger
Das Projekt “Dream City” ist explizit “gesellschaftsbezogenen Kunstpraktiken” gewidmet. Die gegenwärtigen “gesellschaftsbezogenen Kunstpraktiken” stehen unterschwellig in Verbindung mit den Politisierungstendenzen der Kunst, die ihren Höhepunkt Ende der sechziger und Anfang der siebziger Jahren erreichten und die auch in den achtziger Jahren nie vollständig versiegten, aber doch weitgehend marginalisiert wurden. Erst in den neunziger Jahren fand unter institutionskritischen und interventionistischen Vorzeichen auf breiterer Basis eine Re- bzw. Neudefinition des Politischen in der Kunst statt. Sie basiert insbesondere auf der Kritik des Autonomieanspruches der Kunst und zielt auf die Überwindung des “White Cube”, des scheinbar frei im gesellschaftlichen Nirwana flotierenden Kunstortes. Bereits in den achtziger Jahren kristallisierte sich heraus, was im amerikanischen Sprachgebrauch “New Gender Public Art” genannt wird und im deutschen Sprachraum mit anderen Akzenten unter “Kunst im öffentlichen Raum” firmiert. “Kunst im öffentlichen Raum” ist gewöhnlich ortsbezogen, aber nicht unbedingt kritisch. Was ursprünglich als Versuch erschien, den idealistischen Vorgaben des “White Cube” zu entkommen, erweist sich mehr und mehr als Ortskonstruktion, die im positiven Falle dem Verschwinden der Orte entgegenwirkt, die sich sonst aber durchaus den Vorgaben der Eventkultur fügt. Nicht zuletzt führte der durch die Projekt- und Kontextarbeit bedingte Versuch, die künstlerische Warenproduktion durch Dienstleistungen zu ersetzen, zur Entstehung neuer Machtverhältnisse, man denke etwa an die Inthronisation des Kurators als Auftraggeber und Kontextlieferant. Der Begriff “Kunst im öffentlichen Raum” ist bis heute emphatisch aufgeladen. Doch Vorsicht ist geboten. Die Rede…