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Gespräche mit Künstlern · von Noemi Smolik · S. 304 - 311
Gespräche mit Künstlern , 1999

Peter Halley
»Das Werk als eine Superstruktur«

EIN GESPRÄCH VON NOEMI SMOLIK

Zuerst ist man geblendet von den Farben und blickt zur Seite. Dann wagt man doch noch einen weiteren Blick, zögernd, fast ängstlich. Langsam gewöhnen sich die Augen an die Leuchtkraft und fangen an, die einzelnen Farben und die streng geometrischen Formen auseinanderzuhalten. Zuerst das grelle, in ein Quadrat gefaßte Rot, dann das satte Gelb, das in Streifen horizontal und vertikal verläuft, dann das Türkisgrün, das blaue Quadrat, in das ein dunkelblaues Gitter eingeschrieben ist… Die einzelnen Farben treten nach vorne, leuchten auf, um von anderen Farben wieder in den Hintergrund gedrängt zu werden. Ein Leuchten breiten sie im Raum aus, als ob die Bilder des amerikanischen Malers Peter Halley keine mit Farben bemalten Leinwände, sondern industriell hergestellte und von hinten mit künstlichem Licht beleuchteten Flächen wären. Diese Bilder reflektieren nicht das Licht. Sie sind selbst das Licht.

Als Peter Halley Anfang der 80er Jahre mit seinen abstrakt geometrischen Bildern an die Öffentlichkeit trat, verstand man sie als Protest gegen die damals vorherrschende figurative Malerei. Man ordnete ihn sofort den “Neo-Geo” Malern zu.

Doch eher als aus Protest gegen die figurative Malerei ist Peter Halleys Malerei aus einem Dialog mit der amerikanischen abstrakten Malerei der 40er und 50er Jahre entstanden. Eigentlich ist sie eine Herausforderung des amerikanischen Formalismus, einer Theorie, die von dem einflußreichen amerikanischen Theoretiker Clement Greenberg vertreten wurde, und die bis in die 80er Jahre die amerikanische abstrakte Malerei theoretisch begleitete.

Clement Greenberg trat in seiner Theorie dafür ein, daß Kunst alle…


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