Jutta Schenk-Sorge
Andreas Slominski
Deutsche Guggenheim Berlin, 20.2. – 9.5.1999
Ein gelungenes Projekt. Mit der Vergabe ihres zweiten Auftragswerks an den “Fallensteller” Andreas Slominski hat das Deutsche Guggenheim nach eher “etablierten” Ausstellungsangeboten jetzt standortgerecht in Berlin-Mitte einen Schritt auf zeitgenössische Positionen und die jüngere Generation zu gemacht.
Dem Hamburger Slominski gelingt es nicht nur den von der Deutschen Bank gesponserten vierzig Meter langen Schauraum kunstgerecht zu bespielen. Sein Hauptbeitrag, eine vielteilige “Vogelfangstation”, behauptet und bewahrt sich auch an diesem Ort eine subversive Deplaziertheit. Das ist bemerkenswert, erlebten die rauhbeinigen Briten der “Sensation”-Ausstellung doch kürzlich im gepflegten Ambiente des Hamburger Bahnhofs einen entschärfenden Musealisierungsschub. Herz und Hirn von Slominskis “Vogelfangstation” ist eine dunkle, verrammelte Hütte, in der alle Fäden zusammenlaufen. Um sie herum breiten sich großflächig drei am Boden ausgelegte Fallen mit Metallgestänge und zeltartig nach oben klappenden Netzen aus. Fachmännisch konstruiert sind Slominkis Fallen voll funktionstüchtig. Die aggressive Energie ihrer Stahlfedern teilt sich dem Betrachter unmittelbar mit und läßt ihn schwanken zwischen der Identifikation mit den Opfern und der Lust an der List und dem Machtgefühl des Jägers. Denn der sitzt als “Strippenzieher” im Inneren der Hütte und kann durch Sehschlitze beobachten, wie Finken und Drosseln sich auf die arrangierten Vogelbeerbüsche, lockende Körner oder die Tränke stürzen, und durch Ziehen an den Leinen die Schlagnetze zuschnappen lassen. Auch für Marder und Füchse, die unerlaubt die Beute schappen könnten, sind ausgeklügelte Fangkonstruktionen aufgestellt, harmlos aussehende Weidenkörbe mit scharfen Stacheln im Inneren. Die fintenreichen Mechanismen zeugen vom “Witz” wie von der boshaften Energie des Fallenstellers….