Claudia Posca
Frank Herzog
12 Arbeiten fürs EWG
EWG, Kneipe in Köln, bis Ende 1993
Am Rande der Kölner Innenstadt liegt das EWG, eine alteingesessene Künstlerkneipe, deren Charme nicht unbedingt gefällt, wohl aber eine undefinierbar anziehende Wirkung ausübt. Zwischen Relikten der 50er Jahre, Kitsch und Kram vergangener und aktueller Epochen sowie dem oberhalb der Theke zu findenden “Moulin Rouge”, einer Bild-Relief-Installation des verstorbenen ehemaligen Wirts Arno Faust, ist hier eine Fülle unscheinbarer Dinge anzutreffen, die das Flair des Wirtshauses maßgeblich bestimmen, kaum jemals aber Beachtung finden. In diese Situation hinein und gleichsam als eine, wenn auch ironisch gebrochene Hommage an das Minderwertige, nicht Beachtete plaziert der Kölner Bildhauer und Maler Frank Herzog (geboren 1949) seine Artefakte – eine generöse Idee, die mit humorvollem Biß konventionelle Kunstpräsentation reflektiert. Es sind (kleine) Objekte, deren originäre künstlerische Formulierung eine Verwechselung mit den am Ort schon vorhandenen Dingen ausschließt, dennoch aber im spontanen ersten Entdecken den Anschein bewirkt, das bildnerisch Geschaffene sei genauso echt wie Lampe, Bierdeckelstapel, Steckdose, Polaroidfoto, Billardkugel oder Infozettel, die allesamt irgendwo ihre Stelle im EWG besetzen. Zum Verwechseln ähnlich ist nicht nur die aus Holz bestehende, mit Ölfarbe kolorierte Wandleuchte, deren Plazierung im Umfeld zwischen Werbeschild, getrockneten Rosen, Martiniflaschen und einer auf einem Vitrinenschrank stehenden Kitschfigur unmerkliche Selbstverständlichkeit artikuliert. Erst im Staunen darüber, daß sie keinem funktionellen Maßstab gehorcht und vielmehr eine eigenspezifische Ausdrucksweise an den Tag bringt, wird jener Bruch zur Imitation deutlich, der die Dinge Frank Herzogs nicht als bloße Kopien einer vorfindlichen Welt erscheinen läßt. Sehr im Unterschied zur reinen…