Jens Rönnau
Gescheiterte Hoffnung – Romantik heute?
17 aktuelle Positionen der Foto- und Videokunst
Herbert Gerisch Stiftung, 27.4. – 17.8.2008
Der Ort der Ausstellung fordert dazu heraus, sich auf das Thema des Romantischen einzulassen: Die Herbert Gerisch Stiftung liegt am Rande der schleswig-holsteinischen Stadt Neumünster inmitten eines idyllischen Landschaftsgartens, der ab 1924 von dem Gartenarchitekten Harry Maasz für den Verleger Wachholtz umgestaltet worden war. Dessen Villa ist heute Museum. Diese und die schöne Parkanlage drumherum hat der Unternehmer Herbert Gerisch kürzlich zur bedeutendsten privaten Kunststiftung des Bundeslandes gemacht. Rund 200 Meter Zaun entlang der angrenzenden Brachenfelder Straße ließ er einreißen und durch einen gläsernen Zaun nach Plänen von Olaf Nicolai ersetzen. Der spielt darauf mit dem Motiv von Pflanzen und Spitzendeckchen, lässt Blicke in den Garten zu mit erstklassigen Werken von Bogomir Ecker, Anne und Patrick Porrier, Markus Lüpertz, Horst Antes, Mimmo Paladino und weiteren.
In die Jugendstilvilla und eine neu eingerichtete Galerie ist nun eine Art Fortschreibung dieser über ein Jahrhundert gewachsenen Inszenierung temporär eingezogen: Die Ausstellung „Gescheiterte Hoffnung. Romantik heute?“. Die Schau wurde von Andrea Domesle kuratiert und hat nach Krakau in Schleswig-Holstein ihre zweite Station.
Wie im Privaten ist auch in der Kunst in den letzten Jahren eine spürbare Tendenz zur Auseinandersetzung mit dem Aspekt des Romantischen auszumachen. Doch was die ursprünglichen Romantiker des 19. Jahrhunderts zu harmonischen Kompositionen verarbeiteten, dient der heutigen Kunst heute eher als Steinbruch, als Ausgangspunkt eines kritischen Umgangs mit diesem Begriff. So gab denn die „Gescheiterte Hoffnung“ – jenes verschollene Gemälde mit aufgetürmten Eisschollen…