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Titel: Transgene Kunst · von SubRosa · S. 108 - 118
Titel: Transgene Kunst , 2002

FAITH WILDING / SUBROSA
Gestohlene Rhetorik: Die Aneignung der Wahl durch die ART Industrien

Die gegenwärtig weltweit, besonders aber in den USA expandierenden Biotechnologie-Industrien haben auf molekularer und genetischer Ebene Neuland erschlossen zum Kolonisieren von Körpern – und zum Verdinglichen und Patentieren von Leben. Das Ernten und Einfrieren von Geschlechtszellen, In Vitro Befruchtung (IVF), Intra-Zytoplasmische Sperma Injektion (ICSI), Embryo-Kontrolle vor der Implantation und die genetische Manipulation von Embryonen sind nur einige der neuen Techniken, die die bisherigen Grenzen der Fortpflanzungs-Eingriffe überschreiten und tiefgreifende Auswirkungen auf das menschliche genetische Erbe haben. Unter dem Vorwand die Fortpflanzung zu optimieren – und die Menschen zu “verbessern” – werden Assisted Reproductive Technologies (ART) rasch im Alltag eingebürgert. Feministische Theoretikerinnen haben darauf hingewiesen, dass das neue biotechnologische Fortpflanzungssystem den weiblichen Körper als hervorragendes Laboratorium und als Gewebe-Quelle für eine lukrative medizinisch-pharmazeutische Industrie territorialisiert hat.1

Die Frauenbewegung der frühen 70er Jahre formulierte eine Politik der weiblichen Autonomie und der Kontrolle über die eigene Sexualität und Fortpflanzung einschließlich des Rechtes auf sichere Empfängnisverhütung und Abtreibung. Nach beinahe zwei Jahrzehnten Abtreibungs-Krieg war die Politik der Autonomie und Befreiung in den späten 80ern in eine Rhetorik der “Wahl” verwandelt worden, charakterisiert durch den Slogan “Das Recht der Frau zu wählen”, der zum Kennzeichen der Pro-Wahl Bewegung wurde. Seitdem ist die Rhetorik der “Wahl” fest verbunden mit dem Fortpflanzungs-Liberalismus.

Eine verführerische Konsumindustrie hat sich unter Verwendung strategischen Marketings und mit der Absicht, ART im täglichen Leben zu normalisieren, die Rhetorik der “Wahl” zu eigen gemacht, um einen breiten Kundenkreis progressiver Konsumenten anzusprechen, die…


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