RENATE PUVOGEL
Peter Piller – Zeitungen
KX – Kampnagel Hamburg, 25.10. – 18.11.2001
Auf der Einladungskarte zur Ausstellung steht der Zusatz “Peter Piller legt Bildarchive an, deren Motive er deutschen Lokalzeitungen entnimmt. Zur Zeit sind etwa fünftausend Bilder in rund achtzig Sammelgebiete gefasst.” Das klingt eher nach bürokratischer Pflichterfüllung eines Angestellten denn nach selbstbestimmt kreativem Tun eines Künstlers. Überraschenderweise trifft die Aussage auf beide Interpretationen zu und sie entspricht dem lebensnahen künstlerischen Engagement: Peter Piller (Jg. 1968) verrichtet seit vier Jahren halbtags einen Job als Belegkontrolleur bei einem Hamburger Media-Service. Er betreut täglich mehrere Firmen und hat rund 40 Regionalzeitungen auf deren Anzeigenschaltung durchzusehen. Beim stupiden, dennoch zielgelenkten Durchstöbern der Gazetten, als da sind die “Aller Zeitung” “Die Glocke”, der “Süderländer Volksfreund”, das “Trostberger Tagblatt”, “Der Patriot” und immer wieder die “Magdeburger Volksstimme”, fallen dem aufmerksamen Auge des examinierten Germanisten, Geologen, Kunstpädagogen und Künstler wiederkehrende Motive auf, und Piller beginnt zu sammeln und zu ordnen. Unter den 80 Sammelgebieten seines Archivs finden sich so beliebte Serien wie Tatwaffen, Hunde, Schützen, Rekordernte oder Stein des Anstoßes. Piller belässt die eingescannten Zeitungsfotos unbeschnitten und ohne sie zu manipulieren, er tilgt lediglich die Texterläuterungen und umgibt die auf DIN A3 und A4 hochgezogenen Fotos hoher Auflösung mit einem weißen Rand. Seine erste umfangreiche Ausstellung nutzt er zu einer Art Inszenierung zahlreicher Themen in den unterschiedlich geschnittenen Räumen; Petersburger Hängung wechselt mit Einzelpräsentationen, obendrein erprobt er erstmals einen erzählerischen Zugewinn durch das Koppeln mehrerer Themen.
So betritt man sinnfälligerweise die Ausstellungsräume in der Mitte der Serie “Einweihungsbänder”,…