vorheriger
Artikel
nächster
Artikel
Ausstellungen: London · von Edgar Schmitz · S. 390 - 391
Ausstellungen: London , 2006

Edgar Schmitz
Haptische Inszenierungen

»Turner Prize 2006«
Tate Britain, London, 3.10.20ß06 – 14.12007

Gemeinsam ist den Arbeiten auf der diesjährigen Shortlist vor allem eine skeptische Frage nach Möglichkeiten des Zugangs, den Arbeiten und ihre Inszenierungen gewähren, sowie danach, welche Rolle die Künstler selbst in diesen Anordnungen spielen können. Bei Mark Titchner profiliert sich das gegen den Hintergrund kollektiver Glaubenssysteme und der Formen ihrer Vermittlung. Wenn er Textfragmente aus Anleitungszusammenhängen loslöst, die von Corporate Manuals über utopische Philosophiefragmente bis zu Musikzitaten reichen, führt er diese nicht nur als Inhaltsfragmente vor. Vielmehr bindet er sie in ein formales Vokabular ein, das genau diese Versprechen ablenkt und in Kunstkonventionen verankert, die mit wieder anderen Vermittlungsformaten zu tun haben. Seine meist großformatigen grafischen Arbeiten beziehen sich auf Musikindustrie ebenso wie auf Posterkonventionen, ohne aber direkt auf heutige Medienrealitäten zu verweisen. Obwohl sie digital hergestellt sind, ist ihr Hintergrund ebenso hermetisch-archaisch wie die in seinen verquer fabrizierten Objektmaschinen angelegten Handlungsangebote. Was hier wie vor-moderne Batterieanordnungen erscheint, ist als Kraftfeld ebenso außerzeitlich wie die op-art-artigen Drehscheiben, die mit Schallplattendesign auch nur so viel zu tun haben wie mit Duchamps Rotoreliefarbeiten. Suggestion und Hypnose erscheinen hier als Vermittlungsformen ebenso relevant und abrufbar wie direkte Propaganda.

In der Verschränkung dieser Modelle sind die Arbeiten nicht nur gegen ihre ideologischen Hintergründe verschoben, sondern werden auch zur Untersuchung dessen, was Titchner selbst als interaktives und letztlich appellatives Moment seiner Arbeiten versteht. Die Autorität, die die Arbeiten signalisieren, ist immer auch die institutionell verfasster Kunst und ihrer projizierten Wichtigkeiten.

Rebecca Warren geht es um die…



Kostenfrei anmelden und weiterlesen:

  • 3 Artikel aus dem Archiv und regelmäßig viele weitere Artikel kostenfrei lesen
  • Den KUNSTFORUM-Newsletter erhalten: Artikelempfehlungen, wöchentlichen Kunstnachrichten, besonderen Angeboten uvm, jederzeit abbestellbar
  • Exklusive Merklisten-Funktion nutzen
  • dauerhaft kostenfrei