Uta M. Reindl
Jürgen Stollhans
Galerie Otto Schweins, Köln, 29.1. – 12.3.1999
Ein es Universum aus skurrilen Ideen und Modellen, aus anarchistischen wie kryptischen Visionen oder auch Nonsense-Spielereien entfaltet der in Köln lebende Künstler Jürgen Stollhans in seinen Blattarbeiten, von denen die Galerie Schweins eine Auswahl aus den neunziger Jahren zeigte. Manchmal sind es kaum streichholzschachtelgroße Motive – mit zartem Strich gezogene Figuren oder bunte Gemälde – einsam und verloren auf weißem Bildgrund, meist aber bevölkern die faszinierenden Skizzen und Zeichnungen ein ganzes Blatt.
Stollhans bezieht seinen Stoff häufig aus den Naturwissenschaften und der Auto- und Flugzeugtechnik, wobei seine Bildwelten inter-disziplinär wie historische querverweisen. Da gibt es dann das Flugzeug, dessen Körper einem Dinosaurier zum Verwechseln gleicht, oder auch den Schneepflug mit geöffneten Dino-Maul als Schaufel. Groteske Konstruktionen entlarven den Fetisch-Charakter des Automobilen, so der flügellose Flieger oder das mit Gummiband betriebene, “weltgrößte” Flugzeug. Oft erinnert Stollhans an die Verrücktheit von authentischen Erfindungen und Experimenten, so an den “Traubenballon” aus den sechziger Jahren, mit dem man tatsächlich Rekorde im Hochfliegen brechen wollte. Zum produktdesignerischen oder architektonischen Genre gibt es schließlich anthropomorphisierte Entwürfe, sozusagen Neuauflagen der Groteske wie beispielsweise die Tür, aus der Lurchenköpfe wie Speigate herausragen.
Ebenso wichtig wie der Witz sind bei Stollhans die politischen und gesellschaftskritischen Implikationen, denn Technik bloß als Tummelfeld für Spinner zu behandeln, ist für den Künstler “einfach zu kurz”. Ob historisch oder aktuell, die Bezüge sind “manchmal heiter, manchmal auch ganz gemein”, so Jürgen Stollhans: Ein bißchen gemein etwa das Blatt zur “Abstimmungslage. Hat die Kunststadt Köln noch…