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Ausstellungen: Köln · von Jürgen Kisters · S. 372 - 373
Ausstellungen: Köln , 1999

Jürgen Kisters
Alexander Djikia

Galerie Thomas Zander, Köln, 5.4. – Mai 1999

Damals, als er noch in Moskau lebte, sagt Alexander Djikia (Jahrgang 1963), sah er auf der Straße mit jedem Blick ein Bild. Und weil das so war, fotografierte er, was das Zeug hielt: absichtslos, neu-gierig und mit sicherem Gespür für die feinen Nuancen des Lebens. Das war Anfang der achtziger Jahre, als der Eiserne Vorhang zwischen Ost und West noch nicht gefallen war. Djikias Interesse am Zauber “einfacher” Menschen und an den unscheinbaren Strukturen der Umgebung ließ unzählige Schwarzweiß-Fotos entstehen, von denen eine Auswahl jetzt zum ersten mal in der Galerie Thomas Zander ausgestellt ist.

Das sind die Wasser- (oder Wodka-)Gläser auf einer Tischplatte, die Gesichter des alten Ehepaars, das den Tabakladen führt, und die drei Arbeiterinnen (von hinten gesehen), die mit wehenden Kitteln während ihrer Mittagspause über den Gehsteig eilen. Der junge Mann, der beim Telefonieren in der öffentlichen Zelle eine Zigarettenkippe im Mundwinkel hält, führt ebenso u einer beiläufigen Phantasie wie der Blick auf die Mechaniker beim Reparieren eines LKW in einer Garage, die Reihung der parkenden Autos unter den Bäumen und das Leuchten der Straßenlaternen in der Nacht. Details schaffen Stimmungen und Stimmigkeiten, werden zum Anlaß einer Erinnerung, einer Geschichte. Man muß diese Dinge “nur” sehen, indem man mit gleichschwebender Aufmerksamkeit durch den Alltag geht, bereit für die Kleinigkeiten, in denen das ganze Gewicht der Welt zu entdecken ist.

Bezauberndes und Abgründiges liegen dicht beieinander, gehen möglicherweise sogar aus der gleichen Erfahrung hervor. Das zeigt vor allem der Zeichner…


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