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Titel: Essen und Trinken II · von Jürgen Raap · S. 214 - 219
Titel: Essen und Trinken II , 2002

KNEIPEN UND RESTAURANTS

Um 1980 malte Heinz Zolper in mehreren Fassungen das Bild “Café des Südens” mit einer fliegenden Kaffeetasse. Der Maler war damals Mitbesitzer des gleichnamigen Künstler- und Studentencafés in der Kölner Südstadt; als Wirtin stand seine seinerzeitige Lebensgefährtin Michaela Gensmann an der Kaffeemaschine. Dass Künstler sich als Gastronomen betätigen, kommt öfter vor. Meistens handelt es sich dabei allerdings um bloße geschäftliche Beteiligungen wie im Falle des Schauspielers Heiner Lauterbach als Mitgesellschafter des inzwischen wieder geschlossenen Kölner Dining Clubs “Crank” oder seines Kollegen Tom Gerhard, der seine Gagen in eine Kneipe namens “Viva Brasil” investierte.

Jörg Immendorff hatte vor einigen Jahren in Hamburgs Vergnügungsviertel St. Pauli zeitweise das Traditionslokal “La Paloma” übernommen, und da dachte natürlich jeder sofort an seine berühmte Werkserie “Café Deutschland” Ende der siebziger Jahre, “in denen er bewusst ein emotionales Gegenbild zu Renato Guttusos Caffé Greco und dessen politisierenden Realismus setzt… Immendorffs Café Deutschland ist kein Literatencafé wie Guttusos Caffé Greco, sondern eine lärmerfüllte Diskothek in der Düsseldorfer Altstadt, die er zum fiktiven Austragungsort seines privaten Ost-West-Konflikts… macht”1. Allerdings legt Immendorff Wert darauf, dass die Chiffren dieser Kneipenszene nicht etwa als “ideologische oder moralische Attacken” missdeutet werden.2

Kein fiktionales Bild, sondern ein höchst reales Künstler-Restaurant war hingegen 1968 das “Restaurant Spoerri” am Burgplatz in der Düsseldorfer Altstadt gewesen. Als ursprüngliche Idee schwebte Spoerri zunächst vor: “… ein Atelier, in dem man seine Tischplatte, an der man gerade gegessen hatte, mitsamt Besteck, sozusagen als Selbstporträt des gerade vergangenen Mahls, für 1000,- Mark bestellen könne…”3 Da der höchst misstrauische Vertreter…

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