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Titel: Essen und Trinken II · von Jürgen Raap · S. 230 - 235
Titel: Essen und Trinken II , 2002

KRÄUTER, GEWÜRZE, ÖLE

Auf dem Wiener Naschmarkt zwischen der Rechten und der Linken Wienzeile findet man einen ägyptischen Gewürzhändler, der es liebt, mit seinen Kunden über die pharmakologische Wirkung von Schwarzkümmel und Senfpulver zu fachsimpeln. In der Küche werden Gewürze seit jeher nicht nur zur geschmacklichen Abrundung eines Gerichts verwendet, sondern auch mit pharmazeutischen Intentionen. Kümmel macht fettes Fleisch verdaulicher. Anis gilt als magensaftanregend, Beifuß und Rosmarin fördern die Gallensekretion bzw. den Gallenfluss. Ingwer empfiehlt sich bei nervösem Magen und ist zugleich blähungstreibend. Kurkuma hat eine entzündungshemmende Wirkung, Vanille belebt und Paprika ist durchblutungsfördernd.

Bestimmte Heilkräuter brüht man als Tee auf. Daran knüpft der Karlsruher Künstler Klaus Heid in ironischer Weise an: Er vertreibt über den Berliner Martin Schmitz-Verlag “Artur Kling Tees” gegen “Kunstbeschwerden” (s. auch Rubrik “Gesundheit”). Zur “Inspiration” empfiehlt sich eine Mischung aus Himbeerblatt, Brombeerblatt, Erdbeerblatt, Zitronengras, Hagebutte, Hibiscus, Pfefferminze und Ringelblume. “Entspannung” verheißt der Kräuter-Mix aus Salbei, Hopfen, Lavendel, Kamille und Melisse, und für den “täglichen Genuss im Kunstbetrieb” preist Heid den “Haustee” an. Er besteht aus Fenchel, Melisse, Kamille, Süßholz, Anis, Thymian und Pfefferminze.1

In den Abteien war früher generell an die Klosterapotheke ein Kräutergarten angeschlossen. Im Park des Museum Schloss Moyland hat man einen solchen Garten mit Heil- und Küchenkräutern rekonstruiert, basierend auf einer der ältesten kräuterkundlichen Schriften aus einem Kloster der Region. Der amerikanische Künstler Richard Posner legte im August 2000 auf dem Gelände, auf dem bis 1938 die Synagoge von Berlin-Köpenick stand, als temporäre Installation aus zehn Tonnen Glasscherben einen “Wider-Haken-Kräutergarten” an. Die Form entstand aus…

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