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Titel: Kunst und Literatur I · von Heinz-Norbert Jocks · S. 40 - 41
Titel: Kunst und Literatur I , 1997

Kunst und Literatur I

Durchgänge
Herausgegeben von Heinz-Norbert Jocks

Daß bildende Künstler auch Bücher lesen und Schriftsteller auch Kunstausstellungen besuchen, ist klar. Darüber aber, was im Einzelfall passiert, wenn Ausflüge in das Territorium der benachbarten Kunst unternommen werden, wird nur selten, und wenn, nur peripher ein Wort verloren. Noch ärmer ist das Bewußtsein von dem Dazwischen, d.h. der Übergangszone, in der sich der wechselseitige Austausch vollzieht, der stets Gewinn und Verlust beinhaltet. Um in Erfahrung zu bringen, welche Rolle das Lesen für bildende Künstler spielt und was deren Kunst wiederum dem Schriftsteller sagt und wie beide Seiten miteinander kommunizieren und was sie daraus für sich machen, dazu bedarf es einer näheren Beleuchtung der gemeinhin übergangenen DURCHGÄNGE. Unbezweifelbar ist, daß die andere Seite der Kunst auf das Werk Einfluß zu üben vermag. Dabei wird das, was rezipiert wird, auf die eigenen Möglichkeiten hin transzendiert. Mit dem Blick über den eigenen Horizont hinaus setzt ein Individuierungsprozeß ein.

Die unendliche Geschichte einer Entzweiung verweist auf die zahlreichen Versuche und Versuchungen, Kunst und Literatur zusammenzuführen, auf die damit verbundenen Hoffnungen, aber auch auf das Scheitern. Die Aufmerksamkeit darauf zu richten, was die beiden Künste eint und was sie entzweit und wo sie sich berühren und auseinanderstreben, hat zur Voraussetzung, daß jede Kunstform sich ihre Autonomie bewahrt und ein Eigenleben führt. Gerade weil das so ist, besteht überhaupt erst die reale Chance, von der anderen Seite zu profitieren. Entfielen die Grenzen einzelner Künste, so verschwänden auch deren Identitäten. Im Lichte dieser Überlegung ist das Thema der Doppelbegabung von…


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von Heinz-Norbert Jocks

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